Um Erektionsstörungen ranken sich viele Mythen, und bei der Fülle an Informationen im Internet kann es schwierig sein, herauszufinden, welchen Angaben man vertrauen kann. In diesem Artikel haben wir dreizehn Mythen im Zusammenhang mit ED aufgegriffen und sie mit Fakten widerlegt.
ED ist eine häufige Erkrankung von der 52 % der Männer in unterschiedlichem Maße betroffen sind. [1] Wie bei allen Erkrankungen, die mit sexueller Dysfunktion zusammenhängen, kann es schwierig sein offen über die Symptome zu sprechen, weil man Angst vor Stigmatisierung hat. Es gibt viele falsche Vorstellungen über ED. Bei der Flut an Informationen im Internet kann es daher schwierig sein die Wahrheit zu erkennen.
In diesem Artikel gehen wir auf einige der häufigsten Mythen ein und trennen Fakt von Fiktion.
Mythos 1 - ED betrifft nur ältere Männer
Fakt: Ältere Männer leiden zwar häufiger an ED-Symptomen, dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die Männer jeden Alters betrifft. 10 bis 15 % der Männer unter 40 Jahren sind davon betroffen. [2] Bei jungen Männern ist es zwar wahrscheinlicher, dass ED eine psychische Ursache hat - wie Stress, Angstzustände oder Depressionen - trotzdem haben Studien gezeigt, dass bei mindestens 15-20 % eine körperliche Ursache vorliegt. [3]
Schwere oder vollständige ED tritt häufiger bei älteren Männern auf; die Prävalenz steigt von 5 % bei 40-jährigen Männer auf 15 % bei 70-jährigen Männer [1].
ED-Symptome sollten in jedem Alter ernst genommen werden.
Mythos 2 - ED ist frustrierend, aber nicht gefährlich
Fakt: ED ist an sich nicht lebensbedrohlich, kann aber durch eine zugrundeliegende Erkrankung verursacht werden, die zusätzlich behandelt werden muss. Es gibt zwar viele Ursachen für ED, jedoch können einige davon schwerwiegende Folgen haben..
ED die durch eine Arterienverstopfung (die zu einem verminderten Blutfluss zum Penis führt) verursacht wird, kann ein Anzeichen für Blutgefäß Probleme an anderer Stelle wie z.B. am Herzen sein. Verstopfte Herzkranzgefäße gehen möglicherweise tödlichen Herzinfarkten voraus. Wird eine Herzerkrankung nicht behandelt, kann dies sehr ernste Folgen haben.
Diabetes ist ein weiterer möglicher Auslöser für ED. Bei Typ-2-Diabetes führt eine Insulinresistenz zu zu hohem Blutzucker, welcher die Arterien (sowohl im Penis als auch anderswo) schädigt. Herzkrankheiten und andere schwerwiegende Erkrankungen (z.B. Nervenschäden an Augen und Füßen, die zu Blindheit und Geschwüren führen können), werden damit zusätzlich in Verbindung gebracht.
Bei fortschreitenden ED-Symptomen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um sicherzustellen, dass auch die zugrundeliegenden medizinischen Probleme behandelt werden.
Mythos 3 - Das Tragen enger Unterwäsche kann ED verursachen
Fakt: Forschungsstudien haben einen Zusammenhang zwischen enger Kleidung und einer geringeren Spermienzahl [4] gezeigt - die im Zusammenhang mit der erhöhten Temperatur der Hoden durch das enge Anliegen am Körper liegt. Jedoch ist kein Zusammenhang zwischen enger Unterwäsche und ED bekannt.
Manche Männer bevorzugen zwar locker sitzende Unterwäsche, um Fruchtbarkeitsproblemen im Zusammenhang mit der Spermienzahl vorzubeugen. Jedoch hat die Wahl der Unterwäsche keinen Einfluss auf ED-Symptome.
Mythos 4 - ED wird durch Beziehungsprobleme verursacht
Fakt: Beziehungsprobleme können ein Grund für weniger Sex mit dem Partner seinsie sind jedoch nicht die Ursache für ED. Jedoch sind beide bis zu einem gewissen Grad miteinander verbunden, da Schwierigkeiten eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, zu Stress und Spannungen in einer Beziehung führen können. In einigen Fällen hängt ED mit einer psychischen Erkrankung wie Angstzuständen oder Depression zusammen, die neben Beziehungsproblemen bestehen kann.
Es ist wichtig zu verstehen, dass ED nicht ausschließlich durch diese Faktoren verursacht werden kann, sondern viele andere, auch körperliche, Ursachen haben kann.
Mythos 5 - Erektionsprobleme sind immer ein Hinweis auf ED
Fakt: Alle Männer haben gelegentlich Probleme, eine Erektion zu bekommen, ohne dass eine klinische Diagnose von ED gestellt werden muss. Bei der Mehrheit der Männer, die Erektionsprobleme haben, treten diese nur hin und wieder auf. Oft gibt es einen vorübergehenden Auslöser, z. B. Müdigkeit oder zu viel Alkohol und die Erektion kehrt zurück, sobald der Mann ausgeruht oder nüchtern ist.
Manchmal hat ein Mann auch einfach keine Lust auf Sex, was völlig normal ist.
Mythos 6 - Männer mit ED haben kein sexuelles Verlangen
Fakt: Abhängig von der zugrundeliegenden Ursache kann eine verminderte Libido mit ED einhergehen, aber nicht alle Männer mit ED verspüren weniger sexuelles Verlangen. Einige Forschungsstudien haben eine verminderte Libido und erektile Dysfunktion bei Männern mit Diabetes [5] und niedrigem Testosteronspiegel in Verbindung gebracht. [6] Auch psychische Erkrankungen, die zu Erektionsstörungen beitragen, können die Lust auf Sex verringern.
Die ED selbst beeinträchtigt die Libido nicht direkt; die Inanspruchnahme von Beratung und angemessener Behandlung ist der Schlüssel zur Wiederherstellung eines normalen Sexuallebens.
Mythos 7 - Männer mit ED sind weniger männlich
Fakt: Erektionsprobleme können alle Männer in gewissem Maße betreffen, auch diejenigen, die als "männlicher" gelten. ED kann mit einem verminderten Testosteronspiegel zusammenhängen, wird aber häufiger durch medizinische oder psychische Erkrankungen verursacht, die nicht die auf der Grundlage wahrgenommenen Männlichkeit diskriminieren.
Mythos 8 - ED bedeutet, dass etwas mit meinem Penis nicht stimmt
Fakt: Gelegentlich kann ED durch Erkrankungen verursacht werden, die den Penis betreffen, wie z. B. die Peyronie-Krankheit. Bei dieser Erkrankung führt Narbengewebe im Penis dazu, dass er sich bei der Erektion krümmt. Häufiger liegt es jedoch an sekundären Problemen wie Blutgefäße oder Nerven. ED kann als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten auftreten ohne das der Penis direkt betroffen ist.
Mythos 9 - ED ist nur eine Kopfsache
Fakt: ED kann durch psychische Probleme verursacht werden. Stress und die Angst, die durch das Ausbleiben einer Erektion verursacht werden, können dies noch verschlimmern, sicherlich ist es nicht nur eine Kopfsache.
Es ist wichtig zu erkennen, dass es sich bei ED um eine legitime Erkrankung handelt, die mit einem Arzt besprochen werden sollte.
Mythos 10 - es gibt keine Heilung für ED
Fakt: Mit der richtigen Behandlung können sich ED-Symptome bei vielen Männern verbessern. Entscheidend ist, die zugrundeliegende Erkrankung zu erkennen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören u.a. eine Änderung des Lebensstils, Medikamente und evtl. Vakuumpumpen. Zudem kann auch die Behandlung von Grunderkrankungen notwendig sein, z. B. die medikamentöse Vorbeugung von Herzkrankheiten oder eine Psychotherapie bei psychischen Ursachen. In hartnäckigen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff eine Option sein.
Obwohl diese Methoden bei vielen Männern gut funktionieren, gibt es einige, für die diese Optionen kontraindiziert oder unbefriedigend sind, was das Symptommanagement erschwert.
Mythos 11 - Homöopathische Behandlungen, wie z. B. pflanzliche Präparate, können ED beheben
Fakt: Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für die erfolgreiche Verwendung von pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln zur Behandlung von ED. Sich auf Kräuter zu verlassen, anstatt bei ED-Symptomen einen Arzt aufzusuchen, könnte dazu führen, dass ein ernstes medizinisches Problem nicht diagnostiziert wird.
Es gibt wissenschaftlich untermauerte Behandlungen zur Verbesserung der ED-Symptome, und ein Arzt wird Sie dazu beraten.
Mythos 12 - Medikamente wie Viagra sind die einzige Lösung für ED
Fakt: Medikamente sind eine legitime Behandlung für ED, aber andere Behandlungen können ausprobiert werden, bevor man mit diesen beginnt.
Änderungen des Lebensstils wie eine Gewichtsreduktion und Raucherentwöhnung sind sichere Maßnahmen, die die Symptome verbessern können. ED, die durch ein zugrunde liegendes medizinisches Problem verursacht wird, kann sich nach der Behandlung dieses Problems verbessern. Potenzmittel wie zum Beispiel Viagra können einigen Männern helfen, sind aber keine Einheitslösung für alle.
Mythos 13 - alle Medikamente zur Behandlung von ED sind gleich
Fakt: Es gibt eine große Auswahl an Medikamenten zur Behandlung von ED.
Der wissenschaftliche Name von Viagra ist Sildenafil. Es gehört zu einer Familie von Medikamenten, die als Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) bezeichnet werden und die glatte Muskulatur in den Wänden der Blutgefäße in verschiedenen Bereichen des Körpers entspannen, wodurch der Blutfluss erhöht wird. Neben Sildenafil gibt es noch andere Medikamente, darunter Avanafil, Tadalafil und Vardenafil.
Einige dieser Medikamente sind in Präparaten erhältlich, die unter die Zunge gelegt werden können. Alprostadil ist ein Medikament, das direkt in den Penis gespritzt wird oder in Form eines Kügelchens in die Harnröhre eingeführt werden kann.
Bei allen oben genannten Medikamenten besteht das Risiko von Nebenwirkungen. PDE-5-Hemmer wirken auf die glatte Muskulatur in anderen Bereichen des Körpers und können Gesichtsrötungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und verstopfte Nasen verursachen. Eine schwerwiegende Nebenwirkung von Alprostadil kann Priapismus sein - ein medizinischer Notfall, bei dem der Penis über einen längeren Zeitraum hinweg erigiert bleibt.
Die am besten geeignete Behandlung wird von einem Arzt nach einer umfassenden Beurteilung der Symptome festgelegt.
Mit Mythen aufräumen
Wir haben hier mit einer Reihe von Mythen über ED aufgeräumt. Die Quintessenz ist, dass ED eine Erkrankung ist, die Männer jeden Alters betrifft und die ernst genommen werden sollte. Gelegentliche Erektionsprobleme treten bei allen Männern auf. Wenn diese häufiger auftreten, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um sicherzustellen, dass die zugrundeliegenden Erkrankungen behandelt werden und die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit so minimiert werden können.
Quellen:
[1] Feldman HA. et al. Impotence and its medical and psychosocial correlates: results of the Massachusetts Male Ageing Study. J Urol. 1994;151(1):54-61 Impotence and its medical and psychosocial correlates: results of the Massachusetts Male Aging Study - PubMed (nih.gov)
[2] Boston University School of Medicine 2002, Epidemiology of ED, Boston University School of Medicine, viewed 18 February 2022, https://www.bumc.bu.edu/sexualmedicine/physicianinformation/epidemiology-of-ed/
[3] Papagiannopoulos D., Khare N & Nehra A. Evaluation of young men with organic erectile dysfunction. Asian J Androl. 2015;17(1):11-16 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4291852/
[4] Minguez-Alarcon L. et al. Type of underwear worn and markers of testicular function among men attending a fertility center. Hum Reprod. 2018;33(9):1749-1756 Type of underwear worn and markers of testicular function among men attending a fertility center (nih.gov)
[5] Nakanishi S. et al. Erectile dysfunction is strongly linked with decreased libido in diabetic men. Ageing Male 2004;7(2):113-9 Erectile dysfunction is strongly linked with decreased libido in diabetic men - PubMed (nih.gov)
[6] Rizk PJ. et al. Testosterone therapy improves erectile function and libido in hypogonadal men. Curr Opin Urol. 2017;27(6):511-515 Testosterone therapy improves erectile function and libido in hypogonadal men - PubMed (nih.gov)
Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.