Eine vorzeitige Ejakulation (engl. premature ejaculation (PE) tritt auf, wenn ein Mann regelmäßig früher ejakuliert und zum Orgasmus kommt, als er und seine Partnerin es wünschen. Meistens tritt es bereits während des Vorspiels oder innerhalb einer Minute nach der Penetration auf. Eine so schnelle Ejakulation mindert die Befriedigung des sexuellen Erlebnisses beider Partner. Für eine PE gibt es mehrere mögliche Ursachen, dazu gehören hormonelle Ungleichgewichtsfaktoren, Entzündungen der Prostata (Prostatitis), Entzündungen der Harnröhre (Urethritis), eine erhöhte Penisempfindlichkeit und psychologische Faktoren. Die Rolle von Vitaminpräparaten bei der Behandlung von PE ist noch nicht vollständig wissenschaftlich geklärt. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass ein Vitaminmangel mit der Erkrankung in Verbindung stehen könnte.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Vitaminmangel und einer PE?
Mehrere kleine Studien haben einen möglichen Zusammenhang zwischen PE und mehreren Vitaminmängeln festgestellt.
Vitamin D
Vitamin D trägt zur Regulierung des Kalzium- und Phosphatspiegels im Blut bei. Beide Stoffe sind für den Erhalt gesunder Knochen, Zähne und Muskeln wichtig. Wir nehmen Vitamin D mit der Nahrung durch z. B. öligen Fisch, rotes Fleisch, Eigelb, angereichertes Getreide und Milch auf. Das meiste Vitamin D wird allerdings in der Haut synthetisiert, wenn wir dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.
Eine 2019 veröffentlichte brasilianische Studie [1] untersuchte den Vitamin-D-Spiegel von 97 Männern mit PE und verglich ihn mit 64 Männern ohne PE. Sie fanden heraus, dass die Männer mit PE einen deutlich niedrigeren Vitamin-D-Spiegel im Blut hatten als Männer ohne diese Erkrankung.
Diese Studie lässt vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und PE gibt, aber nicht unbedingt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel eine direkte Ursache einer PE ist.
Folat
Folat ist ein B-Vitamin (B9), das an der Produktion gesunder roter Blutkörperchen beteiligt ist. Rote Blutkörperchen sind Blutzellen, die den Sauerstoff von der Lunge zum Rest des Körpers transportieren. Vitamin B9 ist in Brokkoli, Rosenkohl, Blattgemüse, Erbsen, Leber, Kichererbsen, Kidneybohnen und angereicherten Getreidesorten enthalten.
In einer 2014 veröffentlichten Studie [2] wurden die Folatwerte im Blut von vier Gruppen von Männern untersucht: eine Gruppe mit erektiler Dysfunktion (ED), eine mit PE, eine mit ED und PE und eine vierte ohne eine der beiden Erkrankungen. Sie fanden in den ersten drei Gruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe einen niedrigeren Folatspiegel, was auf einen Zusammenhang zwischen Folatmangel und PE hindeuten könnte.
Vitamin B12
Vitamin B12 ist wichtig für die Produktion normaler roter Blutkörperchen und für die Freisetzung von Energie aus der Nahrung. Es ist in Milch, Käse, Eiern, Fisch, Fleisch und angereicherten Getreidesorten enthalten.
Eine Forschungsstudie aus dem Jahr 2017 [3] fand bei 56 Männern mit PE im Vergleich zu einer Kontrollgruppe einen Zusammenhang zwischen niedrigem Vitamin B12 und PE. Auch dies könnte eine mögliche Verbindung zwischen den beiden bedeuten, aber nicht unbedingt einen Vitamin B12-Mangel als direkte Ursache von PE.
Sind Vitaminpräparate eine gute Behandlung einer PE?
Obwohl einige kleinere wissenschaftliche Studien einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitaminmangel und PE festgestellt haben, bedeutet dies nicht sicher, ob ein kausaler Zusammenhang besteht oder dass die Symptome durch Vitaminpräparate gelindert werden können. Diese Studien sind in Größe und Umfang begrenzt, und keine hat sich speziell mit der Wirkung von Vitaminen auf eine PE beschäftigt.
Eine PE hat viele verschiedene Ursachen, und es ist unwahrscheinlich, dass Vitaminpräparate alle diese Ursachen therapeutisch positiv beeinflussen. Aber Vitaminpräparate gelten innerhalb einer normalen Dosierung als medizinisch unbedenklich und sicher. Da ein Vitamin-D-Mangel zudem in ganz Europa ein weitverbreitetes Problem ist [4], bietet eine regelmäßige Vitamin-D-Einnahme insgesamt möglicherweise Vorteile.
Risiken und Nebenwirkungen
Die meisten Menschen, die sich gesund ernähren und sich ausreichend der Sonne aussetzen, müssen keine Vitaminpräparate einnehmen. Für Vitamin-D wird eine Dosis von 10 mcg pro Tag empfohlen, um einen Mangel in den Wintermonaten zu vermeiden. Die Einnahme höherer Dosen kann zu einer Hyperkalzämie, d.h. erhöhten Kalziumwerten im Blut führen.
Die Einnahme von zu viel Folat kann einen B12-Mangel verschleiern, der zu Problemen des Nervensystems führen kann, wenn er sehr spät erkannt wird.
Andere Behandlungsmöglichkeiten
Es gibt mehrere andere Behandlungsmöglichkeiten einer frühzeitigen Ejakulation (PE), die von der wissenschaftlichen Forschung unterstützt werden. Dazu gehören topische Anästhetika, orale verschreibungspflichtige Medikamente und Verhaltenstechniken.
Eine PE ist eine behandelbare Erkrankung, bei der Vitaminpräparaten zwar nicht die primäre Therapie darstellen, aber unter bestimmten Umständen eine Therapieoption sein können. Wenn Symptome Probleme bereiten, sollte mit einem Arzt gesprochen werden, der die Diagnose bestätigt und die verschiedenen verfügbaren Behandlungen bespricht, um die beste für betroffene Männer zu finden.
Quellen:
[1] Canat L et al. Low serum vitamin D is associated with an increased likelihood of acquired premature ejaculation (Niedriges Serum-Vitamin D ist mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer erworbenen vorzeitigen Ejakulation verbunden). Int Braz J Urol. 2019;45(3):621-628 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31063279/
[2] Yan WJ et al. A new potential risk factor in patients with erectile dysfunction and premature ejaculation: folate deficiency (Ein neuer potenzieller Risikofaktor bei Patienten mit erektiler Dysfunktion und vorzeitiger Ejakulation: Folsäuremangel). Asian J Androl. 2014;16(6):902-906 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4236337/
[3] Kadihasanoglu M et al. Relation between blood vitamin B12 levels with premature ejaculation: case-control study (Zusammenhang zwischen Vitamin B12-Spiegeln im Blut und vorzeitiger Ejakulation: Fall-Kontroll-Studie). Andrologia. 2017;49(5):doi: 10.1111/and.12657. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27681841/
[4] Cashman K et al. Vitamin D deficiency in Europe: pandemic? (Vitamin-D-Mangel in Europa: eine Pandemie?) Am J Clin Nutr. 2016;103(4):1033-1044 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5527850/
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