Aktualisiert am: 12.03.2024

Die blaue Pille: Wundermittel oder Teufelszeug?

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Dr. med. Marcus Horstmann, Facharzt für Urologie und Andrologie
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Die blaue Pille, Viagra, wurde in den Neunzigerjahren auf den Markt gebracht und hat seitdem Millionen von Männern, die unter Erektionsbeschwerden leiden, das Leben leichter gemacht. Doch in den letzten Jahren mehrt sich die Kritik an der blauen Pille. Wir fragen also: Ist Viagra ein Wundermittel oder ein Teufelszeug? Dazu schauen wir uns die Vor- und Nachteile der blauen Pille an und besprechen diese im Detail.

Was ist die berühmte blaue Pille?

Viagra, die berühmte blaue Pille, ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Medikamente unserer Zeit. Erfunden und entdeckt wurde Viagra in den frühen Neunzigerjahren, durch Zufall. Ursprünglich war die blaue Pille nämlich als Herzmedikation zur Senkung des Blutdrucks vorgesehen gewesen. Die klinischen Studien verliefen ziemlich enttäuschend für die Forscher, aber als sie das Experiment einstellen wollten, weigerten sich eine Reihe an Probanden, das Präparat zurückzugeben. Erst auf vielfache Nachfrage zeichneten sich die Gründe dafür ab. [1]

Die Männer hatten ein deutlich erfüllteres Sexleben, da es ihnen möglich war, einfacher und länger Erektionen zu bekommen. 

Die blaue Pille ist aber nicht nur wegen ihrer „komischen“ Entstehungsgeschichte zu einem ikonischen Medikament geworden. Die blaue Pille für Männer entpuppte sich als zweite sexuelle Revolution, genau genommen als die erste für Männer, wenn man davon ausgeht, dass die erste die Einführung der Antibabypille war. [2]

In den Folgejahren nach der Einführung der blauen Pille wurde von Pfizer, dem produzierenden und vertreibenden Konzern, eine großangelegte Werbekampagne gefahren, die vor allem darauf abzielte, das Symptom der erektilen Dysfunktion in den Augen der Öffentlichkeit zu normalisieren und zu enttabuisieren. So wurde der Markenname Viagra© mit der Zeit zu einem Synonym für Potenzpillen, und die blaue Pille bereitete den Weg für weitere PDE5-Hemmer, die mittlerweile zur Behandlung von Erektionsstörung verwendet werden.

Wie funktioniert Viagra?

Die Wirkung von Viagra, das ursprünglich als Blutdrucksenker gedacht war, kann ganz grob immer noch so beschrieben werden. Aber mal von grob abgesehen, schauen wir uns doch an, wie die blaue Pille genau funktioniert: 

  • Im Penis befinden sich Schwellkörper, die im schlaffen Zustand verhindern, dass genug Blut in den Penis einfließt und sich anstaut, um diesen zu versteifen. 
  • Bei sexueller Erregung sendet das Gehirn Botenstoffe aus, die die Schwellkörper erschlaffen lassen. 
  • Diese Botenstoffe werden durch PDE-5 abgebaut. 
  • Indem PDE-5-Hemmer (Viagra & Co.) die Produktion dieses Enzyms hemmen, erhöht sich die Konzentration der Botenstoffe. 
  • Eine Erektion wird so einfacher und wahrscheinlicher. 

In ihrer intendierten Wirkung, eine Erektion zu unterstützen, ist die blaue Pille extrem effektiv und sicher.[2]

Wie wirksam ist die blaue Pille?

In mehreren klinischen Studien wurde die Wirksamkeit von Viagra nachgewiesen. Dabei steigt diese mit erhöhter Dosis and auf bis zu 82 % im Vergleich zu einer Wirksamkeit von 25 % mit Placebo. [3]

Dass Viagra hilft und wirkt, spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen und den Umsätzen von Pfizer wider. Mehrere Milliarden machte der Konzern über die Jahre mit den kleinen blauen Pillen. [4]

Wie lautet die Kritik an der blauen Pille?

Zwei Wissenschaftler im Labor

Genau genommen, steht Viagra nicht in der Kritik, Pfizer als Konzern dagegen aber schon. Das Patent für Viagra ist bereits vor einigen Jahren ausgelaufen. Der Pharmafirma war natürlich schon länger klar, dass sobald das Patent ausläuft und Generika des Medikaments verkauft werden dürfen, die Umsätze mit der blauen Pille rapide sinken würden. Einige unterstellen daher, dass Pfizer stets nach neuen Anwendungen für Viagra suchte und auch nicht davor zurückschreckte, neue Krankheiten „zu erfinden“, um Viagra weiterhin erfolgreich vermarkten zu können. 

Besonders in der Kritik stehen Versuche, eine „weibliche Libidostörung“ zu etablieren, die mit Viagra behandelbar wäre. Dieser Versuch trug allerdings niemals Früchte und Experten waren sich einig, dass diese Krankheit nicht existiere. Aufsehen erregten auch Versuche, die Forscher an Hamstern durchführten und dabei anscheinend feststellten, Viagra würde Unterschiede des Tag-Nachtzyklus ausgleichen. Die blaue Pille kam aber bis heute nicht als Jetlag-Pille auf den Markt. [5]

Gefahren durch Viagra?

Wirkliche Gefahren gehen von den blauen Pillen nicht aus. Viagra wurde ausgiebig getestet und erweist sich auch in Langzeitstudien als ein sicheres Medikament. Wirkliche Gefahren gehen vor allem von Fälschungen der blauen Pillen aus. 

Diese sind aber auf keinen Fall zu unterschätzen!

Wer die blaue Pille ohne Rezept im Internet kauft, setzt sich diesen Gefahren aus. Denn in Deutschland ist Viagra nur auf Rezept erhältlich, was unseriösen und dubiosen Akteuren ein Einfallstor bietet, um unwissende Männer mit niedrigen Preisen, angeblicher Seriosität und der Rezeptfreiheit in die Falle zu locken. 

Beispiele für solche Praktiken sind etwa Nahrungsergänzungsmittel, die, getarnt als „natürliche Potenzmittel“, undeklarierte Wirkstoffe erhalten. Ein anderes Beispiel wäre das Medikament „Kamagra“ welches in Deutschland und der EU illegal, aber sehr einfach im Internet zu finden ist. Die Gefahren sind auch hier vielfältig, da die Produktionsqualität nicht kontrolliert werden kann und viele im Internet erhältliche Präparate oft Wirkstoffmengen deutlich über den zugelassenen Grenzwerten enthalten. 

Diese Gefahren bestehen bei Original Viagra und seinen Generika nicht, wenn sie über seriöse Internetapotheken bezogen werden.  

Wenn Viagra in den vorgeschriebenen Dosen eingenommen wird, ist das Medikament äußerst sicher. Nur bei einer starken Überschreitung der Dosis kann es zu starken Nebenwirkungen kommen. Mitunter können diese sehr gefährlich sein.

Wie komme ich an die blaue Pille? 

Der einzige Weg, legal an die blauen Pillen zu kommen, ist mit einem Rezept. Dazu ist in der Regel ein Arztbesuch notwendig. Dieser sollte im Interesse der Betroffenen sein.  Denn eine erektile Dysfunktion ist nicht selten ein Frühwarnzeichen für schwere Herzerkrankungen. Im schlimmsten Fall beispielsweise für einen drohenden Herzinfarkt. 

Wenn eine Prädisposition für Herzkrankheiten vorliegt, kann diese bei einem Arztbesuch erkannt und im Folgenden behandelt werden. 

Wer nach einem Arztbesuch ein Rezept für Viagra bekommen hat, kann dieses einfach bei seriösen Onlineapotheken einlösen und das Präparat schnell und sicher per Post zugeschickt bekommen. Die blaue Pille ohne Rezept zu kaufen ist legal nicht möglich und im schlimmsten Fall sogar gefährlich! Um die blaue Pille kaufen zu können, sollte man ein Rezept von einem Arzt haben. Es sollte also immer darauf geachtet werden, Medikamente nur bei serösen Onlineapotheken zu bestellen. Der Bundesverband deutscher Versandapotheken hat eine Liste mit Merkmalen, die online Apotheken erfüllen müssen.

Quellen

[1] Deutsche Apothekerzeitung, Inken Rutz, 27.03.2018, „20 Jahre Viagra: Jubiläum eines Topsellers“; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/03/27/20-jahre-viagra-jubilaeum-eines-topsellers/chapter:2 

[2] Deutsches Ärzteblatt, Justin Westhoff, 105(13) 2008, „Zehn Jahre Viagra: Sexuelle Revolution – die wievielte?“; https://www.aerzteblatt.de/archiv/59495/Zehn-Jahre-Viagra-Sexuelle-Revolution-die-wievielte 

[3] European Medicine Agency, Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit; https://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/viagra-epar-summary-public_de.pdf 

[4] Statista, „Weltweiter Umsatz von Pfizer mit Viagra in den Jahren 2003 bis 2019“; https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37637/umfrage/weltweiter-umsatz-von-pfizer-durch-viagra-seit-2003/ 

[5] Der Spiegel, Holger Dambeck. 23.05.2007, „Die Legende vom omnipotenten Viagra“; https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pharmaforschung-absurd-die-legende-vom-omnipotenten-viagra-a-484273.html

Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.

Die blaue Pille, Viagra, wurde in den Neunzigerjahren auf den Markt gebracht und hat seitdem Millionen von Männern, die unter Erektionsbeschwerden leiden, das Leben leichter gemacht. Doch in den letzten Jahren mehrt sich die Kritik an der blauen Pille. Wir fragen also: Ist Viagra ein Wundermittel oder ein Teufelszeug? Dazu schauen wir uns die Vor- und Nachteile der blauen Pille an und besprechen diese im Detail.

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