Die Dreimonatsspritze bietet zuverlässigen Verhütungsschutz für 12 Wochen mit nur einer Injektion. Erfahren Sie alles über Anwendung, Vorteile und mögliche Nebenwirkungen der Hormonspritze.
Die meisten denken bei hormoneller Verhütung immer noch zuerst an die Pille. Über die Jahre kamen einige weitere Optionen hinzu.
Zur hormonellen Verhütung als Alternative zur Pille kommen z.B. Hormonring, Verhütungsstäbchen, Hormonspirale und Verhütungspflaster in Frage. Verhütungsspritzen für die Frau sind weniger bekannt und sollen hier vorgestellt werden.
Was ist die Spritze gegen Schwangerschaft?
Bei der Depotspritze werden Gestagene verwendet, die man von der Minipille, z.B. Desirett, kennt.
Es wird alle 12 Wochen in einen Muskel oder unter die Haut gespritzt. Je nach Präparat kann das am Oberarm, dem Gesäß, dem Bauch oder dem Oberschenkel sein.
Von dort wird es nach und nach ins Blut abgegeben und entfaltet seine Wirkung über den gesamten Zeitraum.
Welche Wirkung hat die Dreimonatsspritze?
Das Hormon Gestagen, das durch die Verhütungsspritze freigesetzt wird, verhindert Schwangerschaften, indem [1]
- der Eisprung unterdrückt wird.
- der Schleim, der den Gebärmutterhals verschließt, zähflüssiger wird und Spermien nicht mehr so leicht in die Gebärmutter eindringen können.
- sich die Gebärmutterschleimhaut nicht aufbaut und sich eine befruchtete Eizelle nicht einnisten kann.
Ab wann wirkt die Dreimonatsspritze?
Wird die erste Hormonspritze am 1. bis 5. Tag des Zyklus gesetzt, d.h. wenn die Menstruation eingesetzt hat, ist sie sofort wirksam. [1]
Wird sie später gesetzt, dauert es 7 Tage, bis der volle Schutz gegeben ist. Bis dahin muss mit Kondom oder Femidom verhütet werden. [1]
Erfolgt die Folgespritze genau nach 12 Wochen bis spätestens 13 Wochen, bleibt der Schutz durchgehend erhalten. Verzögert sich die Injektion, muss wieder für weitere 7 Tage nach Gabe zusätzlich verhütet werden.
Die 3-Monatsspritze darf nur verabreicht werden, wenn keine Schwangerschaft vorliegt. Daher kann es notwendig sein, vor der Verabreichung eine Schwangerschaft auszuschließen. [2]
Dreimonatsspritze Sicherheit
Wenn die Spitze 1 Jahr lang kontinuierlich und ohne Anwendungsfehler zur Empfängnisverhütung verwendet wird, werden 2 von 1000 Frauen schwanger. Dies ergibt für die Dreimonatsspritze einen Pearl Index von 0,2, was als sehr sicher gilt. [1]
Allerdings kommt es häufig zu Anwendungsfehlern, die bei der Spritze darin bestehen, dass die Wiederholungsspritze vergessen wird und dann nicht konsequent zusätzlich verhütet wird. Mit diesen im Alltag häufig auftretenden Problemen liegt die Zuverlässigkeit dann nur noch bei einem Pearl-Index von 4, d.h. von 1000 Frauen werden 40 innerhalb eines Jahres schwanger. [1]
Dreimonatsspritze Vorteile
- Die 3-Monatsspritze ist bei korrekter Gabe ausgesprochen sicher. [1]
- Das Thromboserisiko ist nicht erhöht.
- Die Anwendung der Dreimonatsspritze ist einfach. Fehler, wie vergessene Einnahme bei Verhütungspillen können nicht vorkommen.
- Während der drei Monate, in denen die Spritze wirkt, muss man sich nicht mehr um die Verhütung kümmern.
- Die Verhütungssicherheit der Spritze wird nicht durch Magen- und Darmbeschwerden beeinträchtigt. [1]
- Die Spritze gegen Schwangerschaft wirkt ohne Östrogene. Frauen, die Östrogene meiden müssen oder wollen, können mit der Depotspritze verhüten.
- Für Frauen mit starken Blutungen ist das Ausbleiben der monatlichen Blutung nach einigen Wochen in vielen Fällen eine Erleichterung. Denn dadurch verringern sich oft auch Menstruationsbeschwerden, wie Schmerzen, oder sie hören ganz auf. [1]
Dreimonatsspritze Nachteile
- Die Menge an Gestagen, die dem Körper zugeführt wird, ist höher als bei allen anderen Methoden der Empfängnisverhütung. [3]
- Verglichen mit anderen hormonellen Verhütungsmitteln treten bei der Dreimonatsspritze häufiger Nebenwirkungen auf. [1]
- Die Spritze muss von einer Ärztin oder einem Arzt gesetzt werden. Regelmäßige Arztbesuche alle 12 Wochen sind daher notwendig. [3]
- Wegen der starken Nebenwirkungen sollte erstmals nach 3 Monaten und dann alle 6 Monate zusätzlich ein kompletter Gesundheitscheck beim Allgemeinmediziner durchgeführt werden. Möglicherweise muss zusätzlich die Knochendichte regelmäßig kontrolliert werden. [4]
- Spontanes Absetzen ist nicht möglich. [5]
- Bis sich nach dem Absetzen wieder ein regelmäßiger Eisprung einstellt, können bis zu 2 - 3 Jahre vergehen. [5] Im Durchschnitt dauert es 10 Monate, bis eine Frau nach Absetzen schwanger wird. [2]
- Einige Medikamente (z.B. Antibiotika) können die Wirkung der Spritze beeinträchtigen. [5]
- Die 3-Monatsspritze bietet keinen Schutz vor Geschlechtskrankheiten. [6]
- Die Spritze darf bei bestimmten Krankheiten nicht verwendet werden (z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Gelbsucht, Venenentzündung). [1]
Aus diesen Gründen werden die meisten Gynäkologinnen und Gynäkologen eine Verhütung mit der Depotspritze über mehr als zwei Jahre hinaus nur in Ausnahmefällen befürworten.
Hormonspritze Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen der Spritze gegen Schwangerschaft sind:
- Bei Langzeitanwendung besteht bei allen Frauen ein erhöhtes Risiko für eine Abnahme der Knochendichte (Osteoporose). Durch die hohe Gestagenmenge wird das natürliche Östrogen unterdrückt, das wichtig für den Knochenaufbau ist. [2]
- Bei jungen Frauen, deren Knochen sich noch besonders stark umbauen, ist der Knochendichteverlust besonders ausgeprägt. Sie sollten eine andere Verhütungsmethode wählen oder die Verhütungsmethode nicht länger als zwei Jahre anwenden. [2]
- Vor allem Frauen, die bereits übergewichtig sind, nehmen durch die Dreimonatsspritze weiter zu.
- Nebenwirkungen, die auch bei anderen hormonellen Verhütungsmethoden auftreten können, sind bei der Spritze gegen Schwangerschaft besonders ausgeprägt. Dazu gehören [2]:
- Kopfschmerzen, Nervosität
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Libidoverlust, fehlender Orgasmus
- Stimmungsschwankungen
- depressive Verstimmungen
- Schlafstörungen
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Hitzewallungen
- Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit
- Rückenschmerzen
- schmerzhafte Brüste
- Gewichtszunahme und -abnahme
- Haarausfall
- Akne
- Die wenigsten Frauen bekommen noch ihre Periode; trotz der Dreimonatsspritze kann es zu starken Zwischenblutungen und Schmierblutungen kommen. [2]
- Eine Allergie gegen die Depotspritze und ihre Bestandteile kommt selten vor, ist aber möglich. [2] Es kann auch zu Entzündungen und Blutungen an der Einstichstelle kommen. [2]
Die genannten Nebenwirkungen können sehr stark sein und müssen dann bis zum Abklingen der Wirkung nach 12 Wochen ausgehalten werden.
Wer sollte als Verhütungsmittel auf die Spritze verzichten?
Grundsätzlich gilt die Verhütungsspritze als Ausnahmemethode. [3] Sie soll laut Richtlinien nur angewandt werden, wenn wirklich alle anderen Verhütungsmethoden ausgeschlossen werden müssen. [2]
Darauf verzichten sollten Frauen [6]:
- die einen unregelmäßigen Zyklus haben
- bei denen ungeklärte vaginale Blutungen aufgetreten sind
- die rauchen
- die stillen, zumindest in den ersten Monaten
- bei denen bereits Osteoporose vorliegt
- bei denen eine Operation geplant ist oder die Bettruhe halten müssen
- die an Venen- oder anderen Gefäßerkrankungen leiden
- die eine Leberfunktionsstörung haben
- die an Brust- oder Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind
- die hohen Blutdruck, Diabetes oder Lebererkrankungen haben
Auch nach den ersten Verabreichungen der Hormonspritze können Probleme auftreten. Bei folgenden Veränderungen darf die Spritze gegen Schwangerschaft nicht erneut verabreicht werden [2]:
- Blutdruckanstieg
- Migräne und sehr starke Kopfschmerzen
- Verschlechterung der Leberwerte
- Sehstörungen
- Depressionen
- Blutzuckeranstieg
- Knochenabbau
Welche Hormonspritzen sind in Deutschland auf dem Markt?
In Deutschland gibt es drei zugelassene Medikamente, die als Depotspritze zur Langzeitverhütung eingesetzt werden können. [4] Wenn Sie das Verhütungsmittel kaufen, können Sie in der Apotheke fragen, ob es zu der vom Arzt oder der Ärztin verschriebenen Variante eine günstigere Alternative, ein sogenanntes "Generikum", gibt.
Die älteren Medikamente werden in den Gesäß- oder Oberarmmuskel gespritzt. Das neue Medikament wird subkutan, also in das Unterhautfettgewebe gespritzt.
Ein weiterer Unterschied ist die Wirkstoffmenge. Das subkutane Präparat kommt mit etwa 30 Prozent weniger Wirkstoff aus.
Was kostet die Verhütungsspritze?
Die Kosten für die Hormonspritze belaufen sich auf etwa 30 bis 35,- € pro Spritze.
Bei einigen Ärztinnen und Ärzten wird für die Verabreichung der Spritze eine zusätzliche Gebühr von bis zu 15,- € pro Spritze erhoben. [3]
Wenn Sie gesetzlich versichert sind, übernimmt Ihre Krankenkasse die Kosten für die Verhütungsberatung.
Was übernimmt die Krankenkasse?
Wenn Sie gesetzlich versichert sind, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Verhütungsmittel - auch für die Depotspritze - bis zum 22. Geburtstag. [7]
Ab dem 18. Geburtstag muss eine Zuzahlung von 5 € pro Rezept geleistet werden. [7]
Bei Privatversicherten werden die Kosten für die Dreimonatsspritze in der Regel nicht erstattet. Es empfiehlt sich daher, bei der Krankenkasse nachzufragen.
Schlussfolgerung
Die Dreimonatsspritze zur Verhütung hat sehr viele Nachteile. Die starken Nebenwirkungen der Dreimonatsspritze werden hauptsächlich durch die sehr hohen Hormonspiegel verursacht. Insbesondere die möglichen Auswirkungen auf die spätere Fruchtbarkeit machen sie eher zu einer Option für Frauen, die ihre Kinderplanung bereits abgeschlossen haben.
Die Vorteile der Hormonspritze werden dann aber auch von anderen Methoden der Langzeitverhütung geboten. Das Hormonpflaster bietet zuverlässigen Schutz, ist aber nicht östrogenfrei. [8] Einen sehr zuverlässigen Langzeitschutz ohne Östrogene bieten vor allem das Hormonstäbchen [9] und die Hormonspirale [10].
Preislich unterscheiden sie sich aber kaum von den Kosten für die Dreimonatsspritze, die Pille oder sonstige Verhütungsmethoden.
Eine ausführliche Beratung und Anamnese durch den Frauenarzt bzw. die Frauenärztin ist daher gerade bei der Hormoninjektion zwingend erforderlich.
Quellen
[1] Die Verhütungsspritze (Dreimonatsspritze). Familienplanung.de. 27.06.2023. https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/die-verhuetungsspritze/
[2] Depot-Clinovir. Pfizer. https://figi.pfizer.de/medikamente-patientenhilfe/medikamente/depo-clinovirR
[3] Hormon-Spritze, Drei-Monats-Spritze, Depot-Spritze. Pro Familia. https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/depot-spritze
[4] Depotgestagene zur Kontrazeption bei der Frau. Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. 2013. https://www.kup.at/kup/pdf/11302.pdf
[5] Drei-Monats-Spritze / Depot-Spritze. Frauenärzte im Netz. 24.04.2018. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/hormonelle-verhuetung-neben-der-pille/drei-monats-spritze-depot-spritze/
[6] Sayana. Pfizer. https://figi.pfizer.de/medikamente-patientenhilfe/medikamente/sayanaR
[7] Rezeptpflicht und Kostenübernahme bei Verhütungsmitteln. Familienplanung.de. 13.10.2023. https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsthemen/rezeptpflicht-und-kostenuebernahme/
[8] Verhütungspflaster / Hormonpflaster. Frauenärzte im Netz. 24.04.2018. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/hormonelle-verhuetung-neben-der-pille/verhuetungmitdemhormonpflaster/
[9] Verhütungsstäbchen. Frauenärzte im Netz. 24.04.2018. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/hormonelle-verhuetung-neben-der-pille/verhuetungsstaebchen/
[10] Hormospirale / Intrauterin-System. Frauenärzte im Netz. 24.04.2018. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/hormonelle-verhuetung-neben-der-pille/hormonspirale/
Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.