Aktualisiert am: 12.03.2024

Sexualtherapie und Verhaltenstechniken zur Behandlung der vorzeitigen Ejakulation

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Dr. med. Marcus Horstmann, Facharzt für Urologie und Andrologie
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Eine vorzeitige Ejakulation (PE) ist eine Form der sexuellen Dysfunktion, bei der ein Mann regelmäßig früher ejakuliert und zum Orgasmus kommt, als er und seine Partnerin es möchten. Dies geschieht in der Regel während des Vorspiels oder innerhalb von maximal einer Minute nach der Penetration und kann die Befriedigung eines sexuellen Erlebnisses für beide Beteiligten stark verringern. Medikamente sind nicht für jeden das Richtige. Es gibt verschiedene nicht-medizinische Behandlungsstrategien, wie z.B. Sexualtherapie und Verhaltenstechniken.

Sexualtherapie für PE

Überblick über die Therapie

Verhaltenstherapie und kognitive Therapie spielen in vielen modernen Behandlungsplänen eine Rolle, so auch bei der PE. Sie kann im Allgemeinen einzeln, mit einem Partner oder in Gruppensitzungen durchgeführt werden.

Bei der PE-Therapie geht es darum, die Einstellung des/der Betroffenen zur PE zu ändern und die Kontrolle über die Symptome und deren Auswirkungen auf das Leben zu gewinnen. Sie konzentriert sich darauf, zu lernen, wie man die Ejakulation kontrollieren kann, geht aber auch auf andere Probleme im Zusammenhang mit einer PE ein, wie z.B. Leistungsangst, geringes Selbstwertgefühl, Vermeidung von Sex und Beziehungsprobleme.

Die Therapie ermutigt Männer, sich selbstbestimmt zu fühlen, indem sie ihnen die Möglichkeit gibt, die Kontrolle über ihre sexuellen Erfahrungen zu übernehmen. Außerdem bietet sie ein sicheres Forum, um damit zusammenhängende Probleme zu besprechen und eine realistische Erwartung an Behandlungsergebnisse zu entwickeln.

Ist eine PE-Sexualtherapie wirksam?

Die wissenschaftliche Unterstützung für eine alleinige PE-Sexualtherapie ist aufgrund der Beschränkungen der vorhandenen Forschungsstudien unzureichend. [1] Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie für Männer mit PE einige Vorteile bietet, und es wurde über gute Ergebnisse berichtet, wenn die Therapie in Kombination mit Medikamenten im Vergleich zu Medikamenten alleine eingesetzt wird.

Eine Forschungsstudie aus dem Jahr 2015 [2] verglich die Behandlung von PE mit Sexualverhaltenstherapie und Dapoxetin, einem oralen Medikament, mit Dapoxetin allein und beobachtete Veränderungen bei der intravaginalen Ejakulationslatenzzeit (IELT - die Zeit, die bis zur Ejakulation beim vaginalen Sex vergeht). Beide Behandlungen erhöhten die IELT, aber die Kombinationstherapie brachte die größte Verbesserung.

Verhaltenstherapeutische Techniken

Es gibt verschiedene Verhaltenstechniken, die bei manchen Männern die Zeit bis zur Ejakulation verlängern können. Dazu gehören die Stop-Start- und Squeeze-Techniken sowie die Masturbation vor dem Sex.

Stopp-Start-Technik

Die Stopp-Start-Technik soll helfen, einen nahenden Orgasmus zu erkennen und den Impuls zu kontrollieren. Schließlich kann man lernen, den Orgasmus zu kontrollieren, ohne ihn stoppen zu müssen.

Wenn gespürt wird, dass sich ein Orgasmus nähert, werden die sexuellen Bewegungen gestoppt, bis das Gefühl vorbei ist. Das Hauptproblem bei dieser Technik ist ein schwieriges Timing - ein zu spätes Anhalten oder ein zu frühes Wiederaufnehmen führt zu einer schnellen Ejakulation.

Masturbation ist eine Gelegenheit, zu üben und sich mit dem passenden Timing vertraut zu machen.

Quetschtechnik

Bei der Squeeze-Technik wird der Penis zusammengedrückt, um die Ejakulation hinauszuzögern. Wenn gespürt wird, dass sich ein Orgasmus nähert, werden Daumen und Finger (die eigenen oder die des Partners) an das obere und untere Ende des Penis gehalten und etwa 20 Sekunden oder bis der Orgasmusimpuls vorüber ist lang fest zugedrückt. Weitere 30 Sekunden werden gewartet, bevor der Sex fortgesetzt wird.

Wie bei der Squeeze-Technik ist es wichtig, zu wissen, wann eine Ejakulation bevorsteht, um sie rechtzeitig stoppen zu können. Übung bei der Masturbation kann helfen, die Technik für spätere sexuelle Begegnungen zu perfektionieren.

Vor dem Sex masturbieren

Nach einem Orgasmus folgt eine Refraktärphase, in der es schwierig ist, sofort wieder zum Höhepunkt zu kommen. Dies kann ausgenutzt werden, um die Ejakulation beim Sex zu verzögern. Masturbation etwa eine Stunde vor dem Sex kann helfen, die Ejakulation hinauszuzögern.

Wenn der Zeitpunkt falsch gewählt ist, d.h. die Masturbation zu kurz vor dem Sex stattfand, kann es schwierig sein, erneut ejakulieren.

Sind die Techniken wirksam?

Es gibt nur wenige wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit von Verhaltenstechniken bei der PE-Behandlung [3], aber anekdotisch betrachtet werden sie von Männern oft geschätzt. Sie vermitteln ein Gefühl der Kontrolle über die Situation, was das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl erheblich stärken kann.

Risiken und Nebenwirkungen

Unerwünschte Reaktionen sind bei diesen Techniken sehr unwahrscheinlich. Das Hauptrisiko besteht darin, dass sie nicht funktionieren. Ansonsten beschränken sie sich auf ein schlechtes Timing, was zu einem verfrühten Orgasmus führt, und Schwierigkeiten bei der Ejakulation, wenn die Masturbation zu kurz vor dem Sex stattfindet.

Nächste Schritte, wenn Therapie und Verhaltenstechniken nicht anschlagen

Diese Techniken sind nicht ausfallsicher, d.h. sie funktionieren möglicherweise nicht bei jedem. Wenn sie bei jemandem nicht funktionieren, sollte vermieden werden, sich zu viele Sorgen zu machen, denn das kann Ängste und damit wiederum die PE verschlimmern.

Es gibt noch andere Behandlungsmöglichkeiten. Hierzu gehören topische Anästhetika und orale Medikamente. Topische Anästhetika sind rezeptfrei erhältlich und im Allgemeinen sicher. Es soll mit einem Apotheker gesprochen werden, bevor sie ausprobiert werden, da das Risiko von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten besteht. Orale Medikamente können über einen Urologen oder Hausarzt erhalten werden, der über das für jemanden am besten geeignete Mittel beraten kann.

Quellen:

[1] Althof SE. Psychosexual therapy for premature ejaculation (Psychosexuelle Therapie bei vorzeitiger Ejakulation). Transl Androl Urol. 2016;5(4):475-481 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5001981/

[2] Cormio L et al. The combination of dapoxetine and behavioural treatment provides better results than dapoxetine alone in the management of patients with lifelong premature ejaculation (Die Kombination von Dapoxetin und Verhaltenstherapie liefert bessere Ergebnisse als Dapoxetin allein bei der Behandlung von Patienten mit lebenslanger vorzeitiger Ejakulation). J Sex Med. 2015;12(7):1609-1615 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26077706/

[3] Cooper K et al. Behavioural therapies for management of premature ejaculation: a systematic review (Verhaltenstherapien zur Behandlung der vorzeitigen Ejakulation: eine systematische Übersicht). Sex Med. 2015;3(3):174-188 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4599555/

Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.

Eine vorzeitige Ejakulation (PE) ist eine Form der sexuellen Dysfunktion, bei der ein Mann regelmäßig früher ejakuliert und zum Orgasmus kommt, als er und seine Partnerin es möchten. Dies geschieht in der Regel während des Vorspiels oder innerhalb von maximal einer Minute nach der Penetration und kann die Befriedigung eines sexuellen Erlebnisses für beide Beteiligten stark verringern. Medikamente sind nicht für jeden das Richtige. Es gibt verschiedene nicht-medizinische Behandlungsstrategien, wie z.B. Sexualtherapie und Verhaltenstechniken.

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