Sexuelles Verlangen ist ein physiologischer und notwendiger Teil des Lebens. Es hat sehr tiefe Wurzeln in der menschlichen Psychologie und Biologie. Wenn das sexuelle Verlangen jedoch so stark wird, dass es beginnt, sich negativ auf die Gesundheit und die Lebensqualität auszuwirken, muss es gegebenenfalls unterdrückt werden. Dieser Artikel befasst sich mit allen Faktoren, die einen hohen Sexualtrieb beeinflussen und erklärt die besten Strategien, um die Libido erfolgreich zu steuern.
Was sind die Gründe für ein gesteigertes sexuelles Verlangen?
Ein hoher Sexualtrieb oder eine gesteigerte Libido bei einem Mann oder einer Frau kann auf eine Vielzahl von biologischen, psychologischen und lebensstilbedingten Faktoren zurückzuführen sein. Hier sind einige häufige Gründe:
1. Hormonelle Einflüsse
Testosteron ist ein Schlüsselhormon für das sexuelle Verlangen sowohl bei Männern als auch bei Frauen [1]. Es spielt eine wichtige Rolle. Erhöhte Werte dieses Hormons können die Libido beim Mann steigern.
Zudem können Frauen während des Eisprungs aufgrund hormoneller Veränderungen, insbesondere eines Anstiegs des Östrogens und des luteinisierenden Hormons (LH), ein verstärktes sexuelles Verlangen verspüren [2].
Die Pubertät ist eine weitere Zeit mit schwankenden Hormonen. Sie ist oft mit verstärkten sexuellen Gedanken verbunden und ein hoher Sexualtrieb besteht (häufiges Bedürfnis nach masturbieren).
2. Psychologische Faktoren
Eine positive Stimmung, ein Gefühl der emotionalen Stabilität, Zuversicht oder Euphorie kann das sexuelle Verlangen steigern [3]. Auch neue romantische Beziehungen können die Erregung und Libido durch die Ausschüttung von Dopamin und Oxytocin steigern. Bei manchen Menschen kann sexuelles Verlangen als Bewältigungsmechanismus bei Stress oder Ängsten dienen (Stressabbau-Mechanismus).
3. Hypersexualitätsstörung
Obwohl sexuelle Gedanken und Triebe nicht immer einfach als sexuelle Probleme des Mannes identifiziert werden können, können sie Anzeichen einer Hypersexualitätsstörung sein. Hypersexualität, manchmal auch als zwanghaftes Sexualverhalten oder sexuelle Sucht bezeichnet, kann psychologische oder neurologische Ursachen haben [4] und dementsprechend durch Medikamente behandelt werden. Dies kann durch ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern wie Dopamin oder Serotonin, Traumata, Missbrauch oder ungelöste psychologische Konflikte verursacht werden. Die Hypersexualitätsstörung tritt häufig zusammen mit anderen psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen auf.
4. Manie (Bipolare Störung)
Während manischer oder hypomanischer Episoden bei einer bipolaren Störung können die Betroffenen ein übertriebenes Gefühl von Euphorie, Energie und Impulsivität erleben, und oft bemerkt man, dass ein auffällig hoher Sexualtrieb einhergeht [5]. Für diese Patienten ist dies ein echtes Problem, denn aufgrund ihres Zustands sind sie sich der Notwendigkeit von Behandlung und auch Verhütung nicht bewusst. All dies kann unter anderem zu einer ungewollten Schwangerschaft als ernstzunehmender Folge führen.
5. Sexuelle Sucht
Sexualsucht ist eine krankhafte Beschäftigung mit Sex in einem Ausmaß, das das tägliche Funktionieren, die Beziehungen und die psychische Gesundheit beeinträchtigt. Die Tatsache, dass dieser Zustand das gesamte Leben beeinträchtigt, führt dazu, dass die sexuelle Lust unterdrückt werden muss.
Forscher gehen davon aus, dass die Hauptursachen für Sexsucht Dysregulationen im Belohnungssystem des Gehirns (Dopaminbahnen), emotionale Traumata oder Bindungsprobleme sowie Grunderkrankungen wie Zwangsstörungen sind [6].
6. Lebensstil und Umweltfaktoren
Ernährung, Bewegung und der Konsum von Alkohol und anderen Substanzen können die Sexualität beeinflussen, indem sie die sexuelle Lust unterdrücken oder verstärken.
Eine Ernährung, die reich an Nährstoffen ist, die die Durchblutung fördern, wie Omega-3-Fettsäuren oder bestimmte Aminosäuren, kann die Libido beeinflussen. Regelmäßige körperliche Betätigung, insbesondere Krafttraining oder Ausdauertraining, verbessert ebenfalls die Durchblutung und steigert die Testosteronproduktion.
Alkoholmissbrauch und der Konsum bestimmter illegaler Drogen können die Libido manchmal auf eine ungesunde und potenziell gefährliche Weise steigern [7].
7. Gesundheitliche Bedingungen oder Medikamente
Eine überaktive Schilddrüse (Hyperthyreose) kann die Libido durch verstärkte Stoffwechselprozesse steigern. Bestimmte Medikamente, wie dopaminerge Medikamente, Testosteronpräparate oder Medikamente zur Behandlung von Erektionsstörungen können das sexuelle Verlangen steigern.
8. Kulturelle oder soziale Stimuli
Der häufige Kontakt mit Pornografie und sexualisierten Inhalten in den Medien oder in sozialen Situationen kann eine erhöhte sexuelle Erregung auslösen [8]. Außerdem kann der Aufenthalt in Umgebungen, in denen Sexualität offen ausgedrückt oder gefördert wird, das Verlangen verstärken. Wenn ein solcher Pornokonsum zwanghaft wird, entsteht das Bedürfnis, die sexuelle Lust zu unterdrücken, um das Verhalten zu normalisieren.
9. Altersbedingte Veränderungen und Midlife-Crisis
Obwohl es nicht üblich ist, die sexuelle Lust im Alter zu unterdrücken, können in der Lebensmitte, in der Regel zwischen dem vierzigsten und sechzigsten Lebensjahr, Veränderungen der Prioritäten, des Selbstbildes und des Hormonspiegels manchmal das sexuelle Verlangen in einem höheren Maße steigern.
Bei Männern kann ein allmählicher Rückgang des Testosterons paradoxerweise dazu führen, dass sie versuchen, die Jugend wieder aufleben zu lassen, indem sie sich stärker auf ihre Sexualität konzentrieren. Andererseits können Frauen in der Perimenopause oder Menopause einen Libidoverlust aufgrund von Veränderungen bei Östrogen und Testosteron erleben.
Eine Midlife-Crisis kann existenzielle Fragen über das Altern auslösen, die zu riskantem oder impulsivem Sexualverhalten führen, um sich jugendlich zu fühlen oder die Vitalität wiederzuerlangen [9]. Zudem können Unzufriedenheit in der Ehe oder neue Beziehungen das Verlangen verstärken.
Was ist ein normales sexuelles Verlangen bei Männern und Frauen?
Wie ein hoher Sexualtrieb ist auch das normale sexuelle Verlangen von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und hängt von Faktoren wie Biologie, Psychologie, Beziehungen und Kultur ab. Bei Männern ist das sexuelle Verlangen tendenziell beständiger und wird durch Testosteron gesteuert. Bei Frauen schwankt es oft aufgrund von emotionalen Bindungen, hormonellen Veränderungen und Lebensphasen.
Sexuelles Verlangen kann durch Selbstreflexion, offene Kommunikation mit dem Partner oder mit standardisierten Instrumenten wie dem Sexual Desire Inventory (SDI) gemessen werden. Faktoren wie Stress, Gesundheitszustände, Medikamente und Beziehungsdynamik können die Libido beeinflussen.
Zu den objektiven Instrumenten und Skalen, die von Forschern und Klinikern zur Messung des sexuellen Verlangens verwendet werden, gehören:
- Inventar zum sexuellen Verlangen (SDI):
Dies ist ein weit verbreitetes Instrument zur Bewertung der Häufigkeit und Intensität des sexuellen Verlangens [10]. Es umfasst Dimensionen wie solitäres oder dyadisches (auf den Partner bezogenes) sexuelles Verlangen.
- Index der weiblichen Sexualfunktion (FSFI):
Misst mehrere Aspekte der weiblichen sexuellen Gesundheit, einschließlich Verlangen, Erregung und Zufriedenheit [11].
- Internationaler Index der erektilen Funktion (IIEF):
Er wurde für Männer entwickelt und bewertet verschiedene Aspekte der sexuellen Gesundheit, einschließlich der Libido und der erektilen Funktion [12].
Was sind die natürlichen Methoden, um sexuelles Verlangen abstellen zu können?
Natürliche Methoden, um sexuelle Lust zu unterdrücken, konzentrieren sich auf den Umgang mit den zugrunde liegenden biologischen, psychologischen und Lebensstil-Faktoren [13].
Die Beschäftigung mit sinnvollen Aktivitäten, Hobbys oder sozialen Kontakten kann den Fokus vom sexuellen Verlangen ablenken und dabei helfen, die Libido zu verringern oder die Pornosucht zu beenden.
Regelmäßiger Sport kann helfen, die Energie umzulenken und den Sexualtrieb zu reduzieren, während Achtsamkeitspraktiken wie Meditation oder Yoga das emotionale Gleichgewicht und die Selbstkontrolle fördern. Ernährungsumstellungen, wie die Reduzierung von Stimulanzien wie Koffein oder der Verzicht auf aphrodisierende Lebensmittel, können ebenfalls helfen.
Welche Medikamente können helfen, die sexuelle Lust zu unterdrücken?
Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die helfen können, sexuelle Bedürfnisse zu unterdrücken. Diese wirken in der Regel auf Hormone, Neurotransmitter oder Gehirnbahnen, die die Libido regulieren. Diese Tabletten gegen sexuelle Lust neigen jedoch dazu, Nebenwirkungen hervorzurufen, darunter Stimmungsschwankungen, hormonelle Ungleichgewichte oder langfristige Gesundheitsrisiken. Sie sollten daher nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
1. Hormonelle Therapien
Hormonelle Therapien zielen vor allem auf Hormone ab, die das sexuelle Verlangen beeinflussen (z.B. Testosteron), und umfassen in der Regel:
- Anti-Androgene
- GnRH-Agonisten
- Hormonelle Verhütungsmittel
Anti-Androgene wie Cyproteronacetat oder Spironolacton können dazu beitragen, die Libido zu senken, indem sie den Testosteronspiegel senken oder seine Wirkung blockieren [14].
GnRH-Agonisten wie Leuprolid oder Goserelin sind eine weitere Gruppe der Medikamente gegen Sexsucht. Sie unterdrücken die Freisetzung von Gonadotropin, was zu einem Rückgang der Testosteron- und Östrogenspiegel führt [15].
Hormonelle Verhütungsmittel in Form von Pillen, Pflastern oder Injektionen (z.B. Medroxyprogesteronacetat) können bei manchen Frauen die Libido unterdrücken, indem sie den Testosteronspiegel verändern [16].
2. Antidepressiva
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Fluoxetin, Sertralin oder Paroxetin werden häufig verschrieben, um die Symptome von Depressionen und Ängsten zu lindern, können aber als Nebenwirkung auch sexuelles Verlangen abstellen [17]. Dies geschieht aufgrund eines erhöhten Serotoninspiegels, der die sexuelle Erregung und das Verlangen abschwächen kann.
3. Antipsychotische Medikamente
Medikamente wie Risperidon, Haloperidol oder Olanzapin können die Sexualität unterdrücken, indem sie den Dopaminspiegel verändern, der eine Rolle bei der sexuellen Motivation und Erregung spielt [18].
4. Beruhigungsmittel und Stimmungsstabilisatoren
Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Lorazepam) werden normalerweise zur Behandlung von Angstzuständen oder Schlafstörungen eingesetzt, können aber das sexuelle Verlangen dämpfen, da sie eine Entspannung herbeiführen und die allgemeine Stimulation verringern [19].
Lithium, das zur Behandlung von bipolaren Störungen eingesetzt wird, hat bekanntermaßen eine depressive Wirkung auf die Sexualität und kann sowohl den Sexualtrieb reduzieren als auch die sexuelle Leistungsfähigkeit. [24] Es ist wichtig zu wissen, dass Medikamente zur Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen wie bipolaren Störungen zwar libidosenkende Nebenwirkungen haben können, ihre Indikation aber nicht darin besteht, die sexuelle Lust zu unterdrücken, sondern die Grunderkrankung zu behandeln.
Was sind die möglichen Risiken und Nebenwirkungen von Mitteln gegen sexuelle Lust?
Wie wir bereits erwähnt haben, können libidosenkende Medikamente gegen den Sexualtrieb je nach Art des Medikaments und der individuellen Reaktion verschiedene Risiken und Nebenwirkungen haben. Hier sind die potenziellen Risiken, die mit den häufig verwendeten Kategorien verbunden sind:
- Hormonelle Ungleichgewichte
Die Unterdrückung von Testosteron oder Östrogen kann den natürlichen Hormonhaushalt des Körpers stören und zu Symptomen wie Müdigkeit, verminderter Muskelmasse oder Hitzewallungen führen. Bei Frauen kann es auch zu unregelmäßigen Menstruationszyklen kommen.
- Emotionale Veränderungen
Viele Medikamente, insbesondere SSRIs und Antiandrogene, können Stimmungsschwankungen wie Depressionen, Angstzustände, emotionale Abstumpfung oder Reizbarkeit verursachen. Diese emotionalen Nebenwirkungen können die allgemeine Lebensqualität beeinträchtigen.
- Probleme mit der Fruchtbarkeit
Hormonelle Therapien wie GnRH-Agonisten oder Antiandrogene können den Eisprung oder die Spermienproduktion unterdrücken, was zu vorübergehender oder dauerhafter Unfruchtbarkeit führen kann. Hormonelle Verhütungsmittel können auch die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach dem Absetzen verzögern.
- Verlust der Knochendichte
Die längere Einnahme von Medikamenten, die Östrogen oder Testosteron senken, kann zu einer verminderten Knochenmineraldichte führen, was das Risiko von Osteoporose und Knochenbrüchen erhöht. In solchen Fällen wird häufig die Einnahme von Kalzium und Vitamin D oder von knochenschützenden Medikamenten empfohlen.
- Gewichtsveränderungen
Medikamente gegen Sexsucht, wie hormonelle Verhütungsmittel, Antipsychotika und einige Stimmungsstabilisatoren können zu erhöhtem Appetit und Gewichtszunahme führen. Andererseits können SSRIs oder GnRH-Agonisten bei manchen Menschen den Appetit unterdrücken oder den Stoffwechsel verändern, was zu unbeabsichtigtem Gewichtsverlust führt.
- Andere potenzielle Risiken
Medikamente können langfristige Probleme verursachen, wie z.B. Schwierigkeiten bei der Erregung, der Lubrikation oder dem Erreichen des Orgasmus. Hormonelle Ungleichgewichte können auch das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen, insbesondere bei Verhütungsmitteln oder Antiandrogenen. Außerdem können bei bestimmten Hormontherapien veränderte Lipidprofile oder Insulinresistenz auftreten.
Lebensstil und psychologische Unterstützung
Änderungen des Lebensstils und psychologische Unterstützung können die Libido eines Mannes effektiv senken, ohne dass man sich ausschließlich auf Medikamente verlassen muss. Diese Ansätze konzentrieren sich darauf, Auslöser zu identifizieren, Bewältigungsmechanismen aufzubauen und das emotionale Gleichgewicht zu fördern.
Therapie-Optionen
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hilft dem Einzelnen, ungesunde Denkmuster zu erkennen und zu hinterfragen, um die Pornosucht und andere Verhaltensweisen im Zusammenhang mit sexuellen Impulsen zu loszuwerden [20]. Die CBT vermittelt auch Techniken, um mit Auslösern umzugehen, Selbstkontrolle zu entwickeln und zwanghafte Verhaltensweisen durch gesündere Gewohnheiten zu ersetzen.
Die Beratung bezüglich Sexsucht kann individuell auf Personen zugeschnitten werden, die mit zwanghaftem Sexualverhalten oder Hypersexualität zu kämpfen haben [21]. Dieser Ansatz konzentriert sich auf das Verständnis der Ursachen, wie z.B. emotionale Belastung oder Trauma, und die Entwicklung von Strategien zur langfristigen Bewältigung.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Sexsüchtigen (SAA) oder ähnliche Gemeinschaften bieten einen urteilsfreien Raum, um Erfahrungen und Herausforderungen auszutauschen und sich bei dem Versuch, die sexuelle Lust zu unterdrücken, gegenseitig zu ermutigen [22].
Gruppensitzungen, die von geschulten Fachleuten geleitet werden, bieten fachkundige Anleitung sowie gemeinsame Einsichten und Unterstützung.
Achtsam leben
Techniken wie die Achtsamkeitsmeditation helfen dem Einzelnen, sexuelle Triebe zu beobachten, ohne ihnen nachzugehen, und fördern so eine bessere Kontrolle über die Impulse. Yoga zum Beispiel kann die emotionale Regulierung verbessern und den Fokus neu ausrichten [23].
Hobbys, Arbeit, Sport oder Freiwilligenarbeit können helfen, die sexuelle Lust zu unterdrücken bei einem Mann, indem sie eine strukturierte Routine aufbauen und die Leerlaufzeit minimieren.
Entspannungstechniken, wie z.B. tiefes Atmen oder progressive Muskelentspannung, können helfen, Stress abzubauen, der ein häufiger Auslöser für eine gesteigerte Libido ist.
Fazit
Es ist möglich, sexuelle Lust zu unterdrücken, aber es ist eine ganz individuelle Herausforderung. Es erfordert das Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen und einen zutiefst individuellen Ansatz. Medikamente können auf diesem Weg hilfreich sein, aber ihr Einsatz birgt das Risiko von Nebenwirkungen. Therapie, Achtsamkeit und eine Anpassung des Lebensstils sind unschätzbare Werkzeuge für ein langfristiges Gleichgewicht.