50–100 Haare verliert der Mensch im Durchschnitt pro Tag. Und das ist völlig unbedenklich, denn es kommen ja auch neue nach. Bemerkt man jedoch vermehrt Haare auf der Bürste, oder wird der Scheitel breiter, macht man sich schnell Sorgen und sucht nach dem Grund. Manchmal liegt die Ursache etwas tiefer als gedacht – in unseren Eisenspeichern. Viele denken sofort an Stress oder hormonelle Veränderungen, aber ein Haarausfall durch Eisenmangel ist ebenfalls eine potenzielle Ursache, die es auszuschließen gilt!
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- Was macht Eisen im Körper?
- Wie wirkt sich Eisenmangel auf die Haare aus?
- Wer ist besonders anfällig für Eisenmangel?
- Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
- Wie können Sie Ihre Eisenspeicher durch Ernährung auffüllen?
- Mit welchen täglichen Gewohnheiten unterstützen Sie Ihre Eisenversorgung?
So wichtig ist Eisen bei Haarausfall
Der Mineralstoff ermöglicht den Transport von Sauerstoff durch unsere roten Blutkörperchen. Ohne ausreichend Eisen können diese Zellen ihre lebenswichtige Aufgabe nicht erfüllen - und das spüren wir bis in die Haarwurzeln.
Die roten Blutkörperchen tragen das Eisen in Form von Hämoglobin. Wie ein perfekt organisiertes Transportsystem bringen sie damit Sauerstoff in jede einzelne Körperzelle - auch zu den Haarfollikeln. Eisen ist gut für die Haare und notwendig. Fehlt Eisen, gerät dieses System aus dem Gleichgewicht. Dadurch stockt das Haarwachstum, und die Haare werden zunehmend dünn. [1]
Der Körper speichert Eisen hauptsächlich als Ferritin. Der Ferritinwert im Blut zeigt uns, wie gut gefüllt unsere Eisenspeicher sind. Sinkt der Wert zu stark ab, können die Haarwurzeln nicht mehr optimal versorgt werden. Dies erklärt, warum sich ein Eisenmangel manchmal zuerst an den Haaren bemerkbar macht.
Besonders für das Haarwachstum ist Eisen unverzichtbar. Die Haarzellen gehören zu den sich am schnellsten teilenden Zellen unseres Körpers. [2] Sie benötigen für ihr gesundes Wachstum eine konstante Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Eisen bildet dabei die Grundlage für kräftiges, vitales Haar.
Wie ein niedriger Ferritinwert zu Haarausfall führt
Der Weg vom Eisenmangel zum Haarausfall ist oft schleichend: unsere Haarwurzeln durchlaufen normalerweise einen präzisen Wachstumszyklus:
Phase |
Beschreibung |
Wachstumsphase (Anagen) |
Das Haar wächst aktiv, etwa 1 cm pro Monat. Diese Phase dauert 2-7 Jahre und bestimmt die maximale Haarlänge. |
Übergangsphase (Katagen) |
Das Wachstum stoppt, die Haarwurzel schrumpft. Diese Phase dauert etwa 2-3 Wochen. |
Ruhephase (Telogen) |
Das Haar ruht in der Wurzel und fällt schließlich aus. Diese Phase dauert 3-4 Monate, bevor ein neues Haar zu wachsen beginnt. |
Bei Eisenmangel gerät dieser natürliche Rhythmus aus dem Takt. Die Wachstumsphase verkürzt sich, während mehr Haare vorzeitig in die Ruhephase übergehen. [3]
Wenn der Körper unter Eisenmangel leidet, setzt er klare Prioritäten. Er lenkt die verbliebenen Eisenreserven zu lebenswichtigen Organen um - weg von den Haarfollikeln.
Bei mangelndem Eisen können neue Haare von der Haarwurzel nicht mehr optimal aufgebaut werden. Das Ergebnis: der Eisenmangel führt zu dünnem Haar. Die Haare könnten auch brüchiger werden und fallen früher aus als gewöhnlich. Besonders auffällig wird dies am Scheitel und an den Schläfen, wo sich das Haar zunehmend lichtet.
Wie erkennt man den Haarausfall durch Eisenmangel?
Es gibt überraschend viele Gründe für Haarausfall. Sogar ein Haarausfall wegen der Schilddrüse oder wegen Stress ist möglich. Neben Mineralstoffen wie Eisen ist natürlich auch ein Vitaminmangel ein potenzieller Auslöser von Haarausfall.
Ein typisches Merkmal des Haarausfalls durch Eisenmangel: die Haare lichten sich gleichmäßig über den gesamten Kopf. Anders als bei erblich bedingtem Haarausfall zeigen sich keine kahlen Stellen, sondern das gesamte Haar verliert an Fülle. Bei jahrelangem Haarausfall durch Eisenmangel können diese Folgen gravierend sein.
Achten Sie besonders auf diese Anzeichen:
Beim Kämmen oder Waschen bleiben auffällig viele Haare in der Bürste hängen. Das verbliebene Haar fühlt sich kraftlos und dünn an, verliert seinen natürlichen Glanz und lässt sich schwerer frisieren.
Ein Blick in den Spiegel kann weitere Hinweise liefern: Die Kopfhaut schimmert an manchen Stellen stärker durch als früher. Der Mittelscheitel wird breiter, und das Haar lässt sich nicht mehr so gut stylen wie gewohnt.
Der diffuse Haarausfall durch Eisenmangel tritt selten allein auf. Daher sollte man bei Verdacht auch auf andere potenzielle Symptome eines Eisenmangels achten. [4]
Leichte bis mittelschwere Symptome:
- Appetitlosigkeit
- Belastungsintoleranz
- Benommenheit
- Erschöpfung
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- Schwächegefühl
- Haut wird weniger mit Sauerstoff versorgt. So kann Eisenmangel zu trockener Haut oder blasser Haut führen.
Symptome bei extremem Eisenmangel:
- Atemnot
- Gestörte Hautdurchblutung
- Starkes Schwitzen
- Übermäßig schneller Herzschlag
Dabei verstärken sich die Symptome gegenseitig: Die Müdigkeit führt zu weniger Bewegung, was wiederum die Durchblutung der Kopfhaut verschlechtert. Ein Teufelskreis, den nur die Auffüllung der Eisenspeicher durchbrechen kann.
Um jedoch Eisenmangel als Ursache für Haarausfall zu diagnostizieren, sollte man unbedingt einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen und sich Untersuchungen wie Bluttests unterziehen.
Wer ist besonders gefährdet?
Bestimmte Personengruppen tragen ein erhöhtes Risiko für Eisenmangel und damit verbundenen Haarausfall:
Frauen
Die Forschung konzentriert sich vor allem darauf, männlichen Haarausfall zu bekämpfen, da Männer hormonbedingt häufiger darunter leiden. Doch kommt der Eisenmangel ins Spiel, wird das auch für viele Frauen zu einem relevanten Thema. Frauen vor den Wechseljahren tragen ein besonderes Risiko für Haarausfall durch Eisenmangel. Studien zeigen: Bei fast 60 Prozent der Frauen mit verstärktem Haarausfall liegen die Eisenspeicher unter dem kritischen Wert von 40 Mikrogramm pro Liter. [5]
Der Hauptgrund: die monatliche Regelblutung zehrt kontinuierlich an den Eisenreserven. Das betrifft vor allem Frauen zwischen 20 und 45 Jahren, wobei das durchschnittliche Alter bei 34 Jahren liegt. [3]
Bei starken Monatsblutungen steigt das Risiko zusätzlich. Auch Schwangere und stillende Mütter benötigen deutlich mehr Eisen als üblich – ihre Eisenspeicher werden doppelt beansprucht.
Veganer und Vegetarier
Menschen mit pflanzlicher Ernährung müssen auf ihre Eisenversorgung achten. Pflanzliches Eisen wird vom Körper schlechter aufgenommen als tierisches. Das bedeutet, dass Sie zwar ein niedrigeres Risiko eines Eisenüberschusses haben, jedoch ein Eisenmangel wahrscheinlicher ist. [6]
Sportler
Ausdauersportler/innen verbrauchen mehr Eisen als Menschen mit wenig Bewegung. Intensive körperliche Aktivität erhöht den Eisenbedarf. Auch häufiges Schwitzen führt zu zusätzlichem Eisenverlust. [7]
Wie kann man Haarausfall durch Eisenmangel beheben und vorbeugen
Mit symptomatischen Behandlungen, wie einer Haartransplantation oder einer Biotin-Ergänzung kehrt man das Problem nur unter den Teppich. Es ist viel wirksamer und einfacher, die Ursachen des Eisenmangels anzugehen.
Die richtige Ernährungsgrundlage
Langfristig gesehen ist die Ernährung entscheidend, um Eisenmangel zu beheben. Besonders eisenreich sind:
- Rotes Fleisch, Leber und andere Innereien (Achtung: Manchmal können diese auch zu viel Eisen enthalten, was ebenfalls ein Risiko darstellt)
- Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen
- Grünes Blattgemüse, vor allem Spinat und Grünkohl
- Vollkornprodukte und Haferflocken [8]
Gut zu wissen: Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme. Geben Sie zum Beispiel Obst ins Müsli oder frische Paprika zum Linsengericht hinzu, um das Eisen für das Haarwachstum zu erhöhen. [9]
Eisenpräparate gezielt einsetzen
Wenn Ernährungsumstellung allein nicht ausreicht, können Eisenpräparate helfen. Doch Vorsicht: Eisenpräparate gehören in erfahrene Hände. Ein/e Arzt/Ärztin sollte vorher den Eisenspiegel im Blut bestimmen und die passende Dosierung festlegen.
Die Einnahme erfolgt meist über mehrere Monate, denn die Eisenspeicher füllen sich langsam. Nehmen Sie Eisentabletten am besten auf nüchternen Magen ein - aber nicht zusammen mit Kaffee oder Tee.
Behandlung bei schwerem Eisenmangel
Bei stark ausgeprägtem Eisenmangel oder wenn Tabletten nicht vertragen werden, kann eine Eiseninfusion sinnvoll sein. Dabei gelangt das Eisen direkt ins Blut. Diese Behandlung erfolgt unter ärztlicher Aufsicht und zeigt oft schon nach wenigen Wochen erste Erfolge. [10]
Begleitend unterstützen diese Maßnahmen die Behandlung:
- Regelmäßige, sanfte Bewegung zur Förderung der Durchblutung
- Ausreichend Schlaf und Stressabbau
- Schonende Haarpflege ohne aggressive Chemikalien
- Verzicht auf häufiges Färben oder Glätten der Haare
Kaffee und Tee richtig “timen”
Wer unter Eisenmangel leidet, sollte den morgendlichen Kaffee oder Tee clever planen. Wissenschaftliche Studien belegen:
Eine einzige Tasse Kaffee kann die Eisenaufnahme aus der Nahrung um fast 40 Prozent senken. Bei Tee ist der Effekt sogar noch stärker - er reduziert die Aufnahme um bis zu 64 Prozent. [11]
Wenn diese Routine tagtäglich durchgeführt wird, kann das geringe Ferritin zu Haarausfall führen.
Je stärker der Kaffee, desto ausgeprägter die Hemmung. Bei doppelter Kaffeestärke sinkt die Eisenaufnahme auf weniger als ein Prozent des ursprünglichen Wertes. Doch es gibt einen praktischen Ausweg: Wer seinen Kaffee oder Tee eine Stunde vor der Mahlzeit genießt, beeinflusst die Eisenaufnahme nicht. Wird das Getränk allerdings zur Mahlzeit oder in der Stunde danach getrunken, hemmt es die Eisenaufnahme deutlich.
Der Grund liegt in der Wechselwirkung zwischen Kaffee und nicht-tierischem Eisen, dem sogenannten Nicht-Häm-Eisen. Diese Form des Eisens findet sich vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln wie Kürbiskernen, Sesam und anderen Samen. [12]
Fazit
Mit der richtigen Diagnose und konsequenten Maßnahmen, wie eine Supplementation oder diverse Ernährungsstrategien, lässt sich der Haarausfall durch Eisenmangel fast immer unterbinden.
Quellen:
-
Lakhal-Littleton S, Robbins PA. The interplay between iron and oxygen homeostasis with a particular focus on the heart. J Appl Physiol (1985). 2017;123(4):967-973. doi: 10.1152/japplphysiol.00237.2017
-
Edge AS, Chen ZY. Hair cell regeneration. Curr Opin Neurobiol. 2008;18(4):377-382. doi: 10.1016/j.conb.2008.10.001
-
Lin CS, Chan LY, Wang JH, Chang CH. Diagnosis and treatment of female alopecia: Focusing on the iron deficiency-related alopecia. Tzu Chi Med J. 2023;35(4):322-328. Published 2023 Aug 22. doi: 10.4103/tcmj.tcmj_95_23
-
Leung AKC, Lam JM, Wong AHC, Hon KL, Li X. Iron Deficiency Anemia: An Updated Review. Curr Pediatr Rev. 2024;20(3):339-356. DOI: 10.2174/1573396320666230727102042
-
Deloche C, Bastien P, Chadoutaud S, et al. Low iron stores: a risk factor for excessive hair loss in non-menopausal women. Eur J Dermatol. 2007;17(6):507-512. DOI: 10.1684/ejd.2007.0265
-
Haider LM, Schwingshackl L, Hoffmann G, Ekmekcioglu C. The effect of vegetarian diets on iron status in adults: A systematic review and meta-analysis. Crit Rev Food Sci Nutr. 2018;58(8):1359-1374. DOI: 10.1080/10408398.2016.1259210
-
Hinton PS. Iron and the endurance athlete. Appl Physiol Nutr Metab. 2014;39(9):1012-1018. DOI: 10.1139/apnm-2014-0147
-
Iron. National Institutes of Health. https://ods.od.nih.gov/factsheets/Iron-HealthProfessional/
-
Lynch SR, Cook JD. Interaction of vitamin C and iron. Ann N Y Acad Sci. 1980;355:32-44. DOI: 10.1111/j.1749-6632.1980.tb21325.x
-
Auerbach M, Deloughery T. Single-dose intravenous iron for iron deficiency: a new paradigm. Hematology Am Soc Hematol Educ Program. 2016;2016(1):57-66. doi: 10.1182/asheducation-2016.1.57
-
Morck TA, Lynch SR, Cook JD. Inhibition of food iron absorption by coffee. Am J Clin Nutr. 1983;37(3):416-420. DOI: 10.1093/ajcn/37.3.416
-
Lee J. Association between Coffee and Green Tea Consumption and Iron Deficiency Anemia in Korea. Korean J Fam Med. 2023;44(2):69-70. doi: 10.4082/kjfm.44.2E
Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.