Aktualisiert am: 30.09.2024

Samenstau: Mythos oder medizinische Tatsache?

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Dr. med. Marcus Horstmann, Facharzt für Urologie und Andrologie
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Haben Sie schon mal von Samenstau oder Kavaliersschmerz gehört? Handelt es sich dabei wirklich um medizinische Diagnosen? Ist ein permanenter Spermastau überhaupt möglich? Die gute Nachricht vorweg: Nein, ist er in der Regel nicht. Denn der männliche Körper ist ein Meister der Selbstregulation. Dennoch kann ein vorübergehender Samenstau Symptome verursachen, die von leichtem Unbehagen bis hin zu gravierenden Beschwerden reichen.

Was Sie in diesem Artikel lernen:

  • Was ist ein Samenstau?
  • Wie funktioniert die männliche Fortpflanzungsanatomie?
  • Wie verhindert der Körper einen Spermastau natürlich?
  • Welche psychologischen Faktoren können zu einem Samenstau führen?
  • Wie beeinflussen Hormone den Samenstau?
  • Welche Rolle spielt der Lebensstil beim Samenstau?
  • Wie wirkt sich eine Vasektomie auf den Spermienfluss aus?
  • Welche Symptome hat ein Samenstau?
  • Welche Vorteile hat eine regelmäßige Ejakulation?

Wie entsteht ein Samenstau beim Mann?

"Samenstau" oder “Spermastau” klingt nach einer ernsthaften medizinischen Diagnose, nicht wahr? Tatsächlich ist es aber eher ein umgangssprachlicher Ausdruck als ein anerkannter medizinischer Fachbegriff. 

In der Medizin spricht man eher von einer Stauung oder Blockade im Bereich der Prostata und der Samenblasen, zum Beispiel im Rahmen von einer Obstruktion des Ejakulationsgangs (ejaculatory duct obstruction, EDO).

Aber was bedeutet das konkret?

Stellen Sie sich vor, Ihre Samenbläschen sind wie ein überfüllter Wasserspeicher. Der Druck steigt, aber das Wasser (in diesem Fall die Samenflüssigkeit) kann nicht abfließen. Das kann sich unangenehm anfühlen, ist aber in den meisten Fällen harmlos und vorübergehend.

Wie der Mann das Ejakulat ausstößt

Grafische Darstellung des männlichen Fortpflanzungssystems

Um die Ursachen eines Samenstaus zu verstehen, ist zunächst etwas Hintergrundwissen über die Anatomie und Funktion der männlichen Geschlechtsorgane erforderlich.

Vier Drüsen arbeiten wie ein perfekt eingespieltes Orchester zusammen, um die komplexe Symphonie der männlichen Fortpflanzung zu ermöglichen. [1]

Prostata: Auch als Vorsteherdrüse bekannt, umschließt sie die Harnröhre, produziert Prostatasekret und ist wichtig für die Fruchtbarkeit und sexuelle Funktion.

Bläschendrüse: Produziert 70% der Samenflüssigkeit. Sie enthält Fruktose, was wichtig für Spermienqualität und -beweglichkeit ist

Bulbourethraldrüse: Auch als Cowper-Drüse bekannt, produziert sieden Lusttropfen (Präejakulat), der als natürliches Gleitmittel wirkts.

Samenleiterampulle: Speichert reife Spermien, produziert Sekret zur Verflüssigung der Spermien und ist wichtig für deren Transport.

Das Ausbleiben einer Ejakulation über einen längeren Zeitraum ist für den Körper problematisch, da die relativ kurzlebigen Spermien altern. Der Körper möchte jedoch fruchtbar bleiben. Er nutzt 2 Mechanismen, um alte Spermien loszuwerden, um so bei Männern einen Samenstau zu vermeiden.

Mechanismus – Pollution

Pollutionen sind unwillkürliche Ejakulationen, die typischerweise im Schlaf auftreten und als "feuchte Träume" bekannt sind. Sie dienen der natürlichen Entleerung der Geschlechtsdrüsen, wenn über einen längeren Zeitraum keine willkürliche Ejakulation stattgefunden hat. [2]

Dieser Vorgang beugt einem Samenstau vor und setzt angesammelte Spermien sowie Sekrete aus den akzessorischen Geschlechtsdrüsen frei. Die Häufigkeit von Pollutionen kann je nach Alter, hormonellem Status, allgemeinem Gesundheitszustand und sexueller Aktivität variieren.

Mechanismus – Spermienresorption

Neben Pollutionen nutzt der männliche Körper auch den Prozess der Spermienresorption. Hierbei werden nicht ejakulierte, ältere oder nicht lebensfähige Spermien vom Körper abgebaut und wiederverwertet. Die Bestandteile der Spermien wie Proteine, Lipide und Nukleinsäuren werden in ihre Grundbausteine zerlegt und können für andere Stoffwechselprozesse genutzt werden. 

Dieser kontinuierliche Vorgang ist ein wichtiger Teil des normalen Zellzyklus und trägt zur Erneuerung des Körpers bei.

Erst wenn beide Prozesse nicht funktionieren, kann es zu einem Spermienstau kommen. [3]

Welche potenziellen Ursachen hat ein Samenstau?

Ein Samenstau kann verschiedene Ursachen haben, die von psychologischen Faktoren über hormonelle Ungleichgewichte bis hin zu Lebensstilfaktoren reichen. 

Psychologische Ursachen

Ein frustrierter Mann liegt mit Depressionen auf dem Sofa

Es gibt keine spezifischen Studien zu diesem Thema, aber es existieren verschiedene psychologische Gründe, die dazu führen können, dass ein Mann nicht regelmäßig ejakuliert und somit potenziell einen Spermienstau riskiert. 

Zu den häufigsten Ursachen zählen Depression und Angststörungen. Eine Depression kann die Libido und die sexuelle Funktion erheblich beeinträchtigen, während Angststörungen zu Leistungsproblemen oder zur Vermeidung sexueller Aktivitäten führen können. Auch Stress spielt eine wichtige Rolle, da er das sexuelle Interesse und die Häufigkeit sexueller Aktivitäten deutlich verringern kann. [14,15]

Darüber hinaus können Beziehungsprobleme zu weniger häufigen sexuellen Aktivität führen. Ein geringes Selbstwertgefühl oder Probleme mit dem Körperbild können das sexuelle Selbstvertrauen beeinträchtigen und somit die sexuelle Aktivität reduzieren. In einigen Fällen können auch religiöse oder kulturelle Überzeugungen die Häufigkeit sexueller Aktivitäten beeinflussen. [16]

Zudem sind diese psychologischen Faktoren oft miteinander verwoben sind und können sich gegenseitig verstärken. 

Angst aufgrund verzögerter Ejakulation

Männer, die unter verzögerter Ejakulation leiden, können unbeabsichtigt zu einem Spermienstau beitragen. Bei dieser Kondition fällt es Betroffenen schwer oder es ist ihnen unmöglich, trotz ausreichender sexueller Stimulation zum Orgasmus zu kommen und zu ejakulieren.

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass diese Männer möglicherweise bewusst Masturbation und Ejakulation vermeiden. Der Grund dafür liegt in der Befürchtung, sich durch häufige sexuelle Aktivität weiter zu desensibilisieren und somit ihre Situation zu verschlimmern.

Diese Befürchtung ist nicht ganz unberechtigt. Viele Männer mit verzögerter Ejakulation haben eine Masturbationstechnik, die nicht einfach mit der Hand, dem Mund oder der Vagina der Partnerin nachgeahmt werden kann. [17]

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das Ejakulieren zur Vermeidung eines Samenstaus verzögerte Ejakulation mitverursachen würde.

Hormonelles Ungleichgewicht

Hormone wie Testosteron, Prolaktin und Schilddrüsenhormone beeinflussen sowohl die Libido als auch die Spermienproduktion. [18]

Es ist möglich, dass bestimmte hormonelle Ungleichgewichte zu einem Rückgang der Libido führen, während die Spermienproduktion normal bleibt. So könnten diese Imbalancen als indirekte Ursachen für Samenstau betrachtet werden, da weniger sexuelle Aktivität stattfindet, obwohl der Körper weiterhin Spermien produziert. 

Ein ungesunder Lebensstil kann die Libido erheblich beeinträchtigen und dadurch indirekt zu einem Spermienstau beitragen. Zu den wichtigsten Faktorengehören:

  1. Bewegungsmangel: Ein überwiegend sitzender Lebensstil kann die sexuelle Lust und Leistungsfähigkeit verringern.
  2. Substanzmissbrauch: Übermäßiger Alkoholkonsum, Drogenkonsum oder Rauchen können die sexuelle Funktion und das Verlangen negativ beeinflussen.
  3. Ernährung: Eine unausgewogene Ernährung, insbesondere eine, die reich an verarbeiteten Lebensmitteln und arm an wichtigen Nährstoffen ist, kann die Libido senken.
  4. Schlafmangel: Chronischer Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität können zu vermindertem sexuellem Interesse führen.
  5. Übergewicht: Starkes Übergewicht kann ein hormonelles Ungleichgewicht verursachen und die sexuelle Funktion beeinträchtigen. [19]

Vasektomie als Ursache für Samenstau

Eine grafische Darstellung der Vasektomie

Während ein Spermastau in den meisten Fällen ein vorübergehendes Phänomen ist, gibt es Situationen, in denen er häufiger oder dauerhaft auftreten kann. Eine besondere Situation, die zu einem Spermastau führen kann, ist die Vasektomie.

Eine Vasektomie ist eine operative Methode zur dauerhaften Empfängnisverhütung bei Männern. Bei diesem Eingriff werden die Samenleiter durchtrennt, um den Transport der Spermien zu unterbinden. Es ist wichtig, zu verstehen, wie sich dieser Eingriff auf die Spermienproduktion und -bewegung auswirkt.

Verhalten der Spermien nach einer Vasektomie

Eine Vasektomie hat interessante Auswirkungen auf die Spermienproduktion und den Spermientransport im männlichen Körper:

1. Spermienproduktion wird fortgesetzt:

  • Die Hoden fahren mit der Spermienproduktion fort, als wäre nichts geschehen.
  • Hormone wie das follikelstimulierende Hormon (FSH) und Testosteron, die für die Spermienproduktion verantwortlich sind, werden weiterhin in normalen Mengen produziert.
  • Die Menge der produzierten Spermien bleibt in der Regel unverändert.

2. Weg der Spermien:

  • Wie vor der Vasektomie wandern die Spermien zunächst vom Hoden in den Nebenhoden.
  • Im Nebenhoden reifen die Spermien weiter und werden bewegungsfähig.
  • Der weitere Weg führt in den Samenleiter - bis zu der Stelle, Punkt, an dem er durchtrennt wurde.

3. Endstation im Samenleiter:

  • An der Durchtrennungsstelle des Samenleiters stauen sich die Spermien.
  • Dies führt zu einer lokalen Ansammlung von Spermien, die nicht weiter transportiert werden können.
  • In einigen Fällen kann sich an dieser Stelle ein kleines Reservoir bilden, das als Spermgranulom bezeichnet wird.

4. Veränderungen in der Ejakulation:

  • Bei einer Ejakulation wird weiterhin Flüssigkeit ausgestoßen, jedoch ohne Spermien.
  • Das Ejakulat besteht hauptsächlich aus Sekreten der Prostata und der Samenbläschen.
  • Für die meisten Männer bleiben das Volumen und die Konsistenz des Ejakulats nahezu unverändert.

5. Ausbleiben von Pollutionen:

  • Da der Weg der Spermien blockiert ist, kann keine Pollution mehr stattfinden.
  • Dies bedeutet, dass es keine unwillkürlichen nächtlichen Samenergüsse mehr gibt, die Spermien enthalten. Unwirkliche Ejakulationen ohne Samen können weiterhin auftreten. 
  • Die Folge: ein (meist temporärer) Spermastau

6. Resorptionsfähigkeit bleibt nach wie vor:

  • Trotz der Vasektomie bleibt die Fähigkeit des Körpers zur Spermienresorption erhalten.
  • Die angestauten Spermien werden vom Körper abgebaut und resorbiert.
  • Dieser Prozess findet kontinuierlich statt und verhindert eine übermäßige Ansammlung von Spermien.

7. Anpassung des Körpers:

  • Mit der Zeit passt sich der Körper an die neue Situation an.
  • Die Produktion von Spermien kann leicht zurückgehen, bleibt aber bestehen.
  • Der Abbau und die Resorption von Spermien werden effizienter. [5]

Anejakulation führt nicht zu Samenstau

Anejakulation im Alter bedeutet das Ausbleiben des Samenergusses während des Orgasmus. Im engeren Sinne führt Anejakulation nicht zu einem klassischen Samenstau, da die Spermienproduktion im Alter ohnehin reduziert ist. Die Anejakulation ist daher eher das gegenteilige Problem. [6]

Wie fühlt sich Samenstau an?

Obwohl ein Spermastau in den meisten Fällen harmlos ist, kann er verschiedene unangenehme Symptome verursachen.

Körperliche Symptome

Die körperlichen Beschwerden sind in den meisten Fällen ungefährlich. Dennoch können sie das alltägliche Wohlbefinden beeinträchtigen.

Kavaliersschmerzen

Ein Mann leidet unter Schmerzen in den Hoden

Kavaliersschmerzen treten oft neben einem Samenstau als Symptom beim Mann auf. Viele Männer kennen diese Schmerzen, sprechen aber selten darüber. Sie treten auf, wenn eine längere Phase sexueller Erregung nicht in einem Orgasmus mündet.

Typische Merkmale sind:

  • Ein dumpfer Schmerz im Unterleib oder den Hoden
  • Ein Gefühl der Schwere oder Fülle im Genitalbereich
  • Gesteigerte Empfindlichkeit bei Berührung

Diese Beschwerden entstehen durch eine anhaltende Blutfülle im Genitalbereich und eine Anspannung der Muskulatur der Samenwege. Obwohl er unangenehm sein kann, ist der Kavaliersschmerz in der Regel harmlos und klingt von selbst ab. [4]

Muskelkrämpfe als Symptom von Samenstau

Bei länger anhaltendem Spermastau kann es zu Krämpfen in der Muskulatur der Samenwege kommen. Diese äußern sich als:

  • Ziehende Schmerzen im Unterleib
  • Ein Gefühl der Verspannung im Bereich zwischen Hoden und Damm
  • Gelegentliche, stechende Schmerzimpulse

Diese Krämpfe entstehen durch die anhaltende Anspannung der Muskulatur, die normalerweise für den Transport und die Ausscheidung der Spermien zuständig ist. In den meisten Fällen lösen sich diese Krämpfe von selbst, können aber durch Entspannungsübungen oder warme Bäder gelindert werden. [5]

Brennen oder Schwellung am Hoden

In einigen Fällen kann der Samenstau Beschwerden wie Schmerzen, Brennen oder Schwellungen im Hodenbereich verursachen. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  • Erhöhter Druck in den Samenwegen
  • Leichte Entzündungsreaktionen
  • Überempfindlichkeit der Nerven in diesem Bereich

Wenn diese Symptome länger als einige Stunden anhalten oder von Fieber begleitet werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Nebenhodenentzündung

Eine Nebenhodenentzündung (Epididymitis) ist eine ernsthafte Komplikation, die zwar selten, aber möglich ist. Sie kann sowohl bakteriell als auch viral bedingt sein. Meist treten Nebenentzündung aufgrund von prostatabedingten Miktionsbeschwerden auf.

Symptome einer Nebenhodenentzündung sind:

  • Starke Schmerzen im Hoden oder Nebenhoden
  • Schwellung und Rötung des Hodensacks
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Schmerzen beim Urinieren

Ein Samenstau selbst ist nicht gefährlich und eine Nebenhodenentzündung entsteht nicht direkt dadurch. Ihr Auftreten kann aber dadurch begünstigt werden, wenn Bakterien aus der Harnröhre in die Samenwege gelangen und sich dort vermehren. Das stagnierende Sekret bietet dafür einen günstigen Nährboden.

Hinweis: Bei Verdacht auf eine Nebenhodenentzündung ist umgehend ärztliche Hilfe erforderlich, da eine rechtzeitige Behandlung wichtig ist, um Komplikationen zu vermeiden. [5]

Zusammenhang zwischen Samenstau und schlechter Spermienqualität

Spermien unter der Lupe

Zwar gibt es keine wissenschaftlich gesicherten Beweise hierzu, dennoch wird in einigen Diskussionen die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die ersten Ejakulationen nach einem längeren Spermienstau ältere Spermien mit möglicherweise verringerter Beweglichkeit enthalten könnten.

Diese Theorie basiert auf der Annahme, dass bei längerer sexueller Abstinenz die Spermien in den Nebenhoden länger verweilen und dadurch altern könnten. Es wird spekuliert, dass dies vorübergehend zu einer verminderten Spermienqualität führen könnte, insbesondere was die Motilität (Beweglichkeit) der Spermienbetrifft.

Psychologische Symptome

Es gibt einen weit verbreiteten Glauben, dass Spermienstau zu Frustration und erhöhter Reizbarkeit führen kann. Hierzu gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Studien, die diese Annahmen weder bestätigen noch widerlegen würden.

Spermastau setzt jedoch in der Regel Abstinenz voraus. Forschungsergebnisse zeigen, dass sexuelle Abstinenz psychologische Auswirkungen haben kann. Besonders aufschlussreich ist eine Untersuchung, die während der COVID-19-Lockdowns durchgeführt wurde. Sie ergab, dass Personen, die in dieser Zeit sexuell aktiv waren, signifikant niedrigere Angst- und Depressionswerte aufwiesen als jene, die sexuell abstinent lebten. [20]

Wie lässt sich ein Spermienstau diagnostizieren

Die Diagnose eines Spermienstaus ist schwierig, da es sich nicht um einen medizinisch anerkannten Fachbegriff handelt. Ärzte konzentrieren sich daher in der Regel auf die Bewertung und Behandlung der damit verbundenen physischen Symptome und psychischen Beschwerden. 

Vermutlich wird er Ihre Gründe für sexuelle Abstinenz ansprechen und diskutieren. Dies ist ein wichtiger Punkt, da die Ursachen für die Enthaltsamkeit oft direkt mit dem empfundenen Problem des Spermienstaus zusammenhängen.

Wie kann man einen Samenstau wegbekommen?

Mit regelmäßiger Ejakulation kann man nicht nur den Samenstau vorbeugen. Es handelt sich dabei nicht nur um die offensichtlichste Lösung gegen Samenstau, sondern bietet auch einige andere bemerkenswerte Vorteile.

1. Vorteil – Beseitigung von Bakterien und Zellmüll 

Regelmäßige Ejakulationen können dazu beitragen, Zellreste und Bakterien aus dem Urogenitaltrakt zu entfernen. Dieser natürliche “Entgiftungsprozess” bringt mehrere Vorteile mit sich, auf die wir in den nächsten 2 Abschnitten eingehen: [7]

2. Vorteil – Verringerung des Prostatakrebsrisikos 

Einige wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass regelmäßige Ejakulationen möglicherweise das Risiko für Prostatakrebs senken können. Die Theorie dahinter ist:

  • Zellreste sowie bakterielle oder virale Strukturen, die im Prostatagewebe verbleiben, könnten zelluläre Veränderungen anregen.
  • Diese Veränderungen könnten im Laufe der Zeit zur Entwicklung eines Prostatakarzinoms beitragen. [8]

Natürlich gibt es viele weitere Faktoren, die bei der Entstehung des Prostatakrebs eine wichtige Rolle spielen.

3. Vorteil –Vorbeugung von Prostatitis und Prostataschmerzen 

Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass ein Zusammenhang zwischen Spermastau und verschiedenen Prostatabeschwerden bestehen könnte:

  1. Wiederkehrende Prostataentzündungen (sogenannte Prostatitis): Ein Spermastau kann das Auftreten von akuten oder chronischen Prostataentzündungen begünstigen. 
  2. Prostataschmerzen (sogenannte Prostatadynie): Männer mit selteneren Ejakulationen scheinen häufiger unter Prostataschmerzen zu leiden. [9]

Keinen negativen Einfluss auf Spermienqualität

Ein Mann umarmt seine geliebte Frau

Viele Männer, die ihre Spermienqualität verbessern möchten, sorgen sich, dass häufige Ejakulationen die Qualität ihrer Spermien beeinträchtigen könnten. Diese Befürchtung ist weit verbreitet, aber wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sie unbegründet ist. Die vorliegenden Studien zeigen, dass die tägliche Ejakulation keine wesentlichen Auswirkungen auf die Qualität der Samen hat. [10]

Kann man auch ohne Ejakulation einen Samenstau wegbekommen?

Ja, es ist möglich, einen Samenstau ohne Ejakulation zu lindern. Der Körper verfügt, wie erwähnt, über natürliche Mechanismen zur Resorption nicht genutzter Spermien und Flüssigkeiten. Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Beckenbodenübungen, kann helfen, die Durchblutung im Genitalbereich zu verbessern und die damit assoziierten Spannungen zu lösen. Für einige Männer, etwa aus religiösen Gründen, kann die Vermeidung von Masturbation wichtig sein. 

Häufig gestellte Fragen

Die folgenden Fragen spiegeln oft Bedenken wider, die viele Männer haben, aber möglicherweise nicht offen ansprechen.

Kann ein Samenstau eine vorzeitige Ejakulation verursachen?

Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Spermastau und vorzeitiger Ejakulation ist wissenschaftlich nicht belegt. Allerdings ist es naheliegend, dass eine erhöhte Sensibilität und der Druck, die mit einem Spermastau einhergehen, möglicherweise zu einer gesteigerten Erregbarkeit führen. Dies könnte in manchen Fällen zu einer schnelleren Ejakulation beitragen.

Führt ein Samenstau zu Rückenschmerzen?

Ein direkter Zusammenhang zwischen Samenstau und Rückenschmerzen ist wissenschaftlich nicht belegt. Allerdings können die mit einem Samenstau einhergehenden Beschwerden, wie Druck oder Spannung im Beckenbereich, manchmal als Schmerzen im unteren Rücken wahrgenommen werden. Dies liegt daran, dass die Nerven in dieser Region eng miteinander verbunden sind. [12, 13]

Quellen:

  1. Evans TJ, Ganjam VK. Reproductive Anatomy and Physiology. In: Gupta RC, ed. Reproductive and Developmental Toxicology. 2017:7-37. https://doi.org/10.1016/B978-0-12-804239-7.00002-0 

  2. Carola Felchner. Samenerguss im Schlaf. Netdoktor. 2. März 2021 https://www.netdoktor.de/sexualitaet/samenerguss-im-schlaf/ 

  3. How long the sperm lives inside the testicles? Nova IVF Fertility. https://www.novaivffertility.com/fertility-help/how-long-the-sperm-lives-inside-the-testicles

  4. Dr Tatjana Street. What is 'blue balls'? Lloyds Pharmacy Online Doctor.  19. August 2021. https://onlinedoctor.lloydspharmacy.com/uk/sexual-health-advice/what-is-blue-balls

  5. Samenstau: Vorwand oder medizinisches Problem? Männergesundheit. https://www.maennergesundheit.info/maennergesundheit/potenz-und-erektion/samenstau.html

  6. Geboes K, Steeno O, De Moor P. Primary anejaculation: diagnosis and therapy. Fertil Steril. 1975;26(10):1018-1020. DOI:10.1016/s0015-0282(16)41418-4 

  7. Spring Chenoa Cooper. Happy news! Masturbation actually has health benefits. The Conversation. 4. Dezember, 2013. https://theconversation.com/happy-news-masturbation-actually-has-health-benefits-16539

  8. Leitzmann MF, Platz EA, Stampfer MJ, Willett WC, Giovannucci E. Ejaculation frequency and subsequent risk of prostate cancer. JAMA. 2004;291(13):1578-1586. doi:10.1001/jama.291.13.1578

  9. Yavaşçaoğlu I, Oktay B, Simşek U, Ozyurt M. Role of ejaculation in the treatment of chronic non-bacterial prostatitis. Int J Urol. 1999;6(3):130-134. doi:10.1046/j.1442-2042.1999.06338.x

  10. Mayorga-Torres BJ, Camargo M, Agarwal A, du Plessis SS, Cadavid ÁP, Cardona Maya WD. Influence of ejaculation frequency on seminal parameters. Reprod Biol Endocrinol. 2015;13:47. Published 2015 May 21. DOI: 10.1186/s12958-015-0045-9

  11. Crowdis M, Leslie SW, Nazir S. Premature Ejaculation.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK546701/

  12. Leslie SW, Antolak S, Feloney MP, Soon-Sutton TL. Pudendal Neuralgia. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32965917

  13. Miniato MA, Black AC, Varacallo M. Anatomy, Back, Lumbosacral Trunk.  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30969700/

  14. Williams K, Reynolds MF. Sexual dysfunction in major depression. CNS Spectr. 2006;11(8 Suppl 9):19-23. doi:10.1017/s1092852900026729

  15. Hamilton LD, Julian AM. The relationship between daily hassles and sexual function in men and women. J Sex Marital Ther. 2014;40(5):379-395. doi:10.1080/0092623X.2013.864364

  16. Gold MA, Sheftel AV, Chiappetta L, et al. Associations between religiosity and sexual and contraceptive behaviors. J Pediatr Adolesc Gynecol. 2010;23(5):290-297. doi:10.1016/j.jpag.2010.02.012

  17. Perelman MA. Psychosexual therapy for delayed ejaculation based on the Sexual Tipping Point model. Transl Androl Urol. 2016;5(4):563-575. doi:10.21037/tau.2016.07.05

  18. Smith LB, Walker WH. The regulation of spermatogenesis by androgens. Semin Cell Dev Biol. 2014;30:2-13. doi:10.1016/j.semcdb.2014.02.012

  19. Kolotkin RL, Binks M, Crosby RD, Østbye T, Gress RE, Adams TD. Obesity and sexual quality of life. Obesity (Silver Spring). 2006;14(3):472-479. doi:10.1038/oby.2006.62

  20. Mollaioli D, Sansone A, Ciocca G, et al. Benefits of Sexual Activity on Psychological, Relational, and Sexual Health During the COVID-19 Breakout. J Sex Med. 2021;18(1):35-49. doi:10.1016/j.jsxm.2020.10.008

Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.

Haben Sie schon mal von Samenstau oder Kavaliersschmerz gehört? Handelt es sich dabei wirklich um medizinische Diagnosen? Ist ein permanenter Spermastau überhaupt möglich? Die gute Nachricht vorweg: Nein, ist er in der Regel nicht. Denn der männliche Körper ist ein Meister der Selbstregulation. Dennoch kann ein vorübergehender Samenstau Symptome verursachen, die von leichtem Unbehagen bis hin zu gravierenden Beschwerden reichen.

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